Verhütung neuer Art

Gyn-Depesche 4/2015

Ansatz an der zentralen Regulation

Kontrazeptive Methoden endokriner Art hemmen oft nicht nur die Ovolation, sondern verändern unerwünscht auch andere körperliche Funktionen. Die Suche nach gezielteren Verhütungsmethoden geht weiter. Eine Idee, bestimmte GnRH-Neuronen selektiv zu beeinflussen, wurden am Tier bereits untersucht.

Neuronen, die GnRH (gonadotropin-releasing hormone) freisetzen, gelten als die oberste Instanz bei der Regulation des reproduktiven Systems. Lange Zeit nahm man an, dass es nur eine Population von GnRH-Neuronen gibt, die sowohl den pulsatilen Ausstoß von LH (luteinisierendem Hormon der Hypophyse) als auch den präovulatorischen LH-Anstieg regulieren. Anscheinend ist diese fundamentale Annahme nicht korrekt. Man hat bei Primaten festgestellt, dass sie zwei unterschiedliche Formen von GnRH exprimieren. GnRH-I und GnRH-II werden auf unterschiedlichen Chromosomen kodiert und die Neuronen, die sie sezernieren, sind im Hypothalamus an unterschiedlichen Stellen des Hypothalamus lokalisiert. GnRH-I-Neuronen reagieren auf Östrogene positiv, GnRH-II-Neuronen negativ. GnRH-II-Neuronen spielen offenbar die führende Rolle bei der Auslösung des präovulatorischen LH-Anstiegs. US-Experten gewannen an einem Primaten- Forschungszentrum in Oregon diese Erkenntnisse in Untersuchungen mit Rhesusaffen, denen sie Estradiol verabreichten. Die differenziellen Effekte von Östrogenen auf die Regulation der reproduktiven Achse, speziell das selektive Abschalten von GnRH-II-Neuronen, könnte zu einer neuen kontrazeptiven Methode entwickelt werden, bei der viele andere Funktionen der weiblichen Endokrinologie unbeeinflusst bleiben könnten. Vor allem bliebe die pulsatile Aktivität der GnRH-I-Neuronen erhalten.
Das Konzept könnte zu einer permanenten Kontrazeption weiterentwickelt werden, bei der die Population der GnRH-II-Neuronen im Hypothalamus selektiv abladiert wird. Bei einer solchen Methode könnte man sogar wieder Ovulationen induzieren, indem man mit einem Bolus von GnRH den präovulatorischen LH-Anstieg auslöst. Für Patientinnen, die nach einer Kontrazeptionsmethode suchen, die weniger Nebenwirkungen aufweist, könnte dieses Vorgehen von Vorteil sein. WE
Quelle:

Urbanski HF: Selective targeting of GnRH-II neurons to block ovulation. Contraception 2015; 91: 423-425

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