Güte der histologischen Diagnose

Gyn-Depesche 4/2015

Brustdichte und Pathologen- Erfahrung

Die histologische Begutachtung des Präparates aus einer Biopsie oder Operation stellt die Weichen für die weitere Therapie – auch beim Mammakarzinom. Wie gut sind Pathologen darin?

Kommentar

Die Biologie der Karzinomentstehung folgt einem Kontinuum, während die histologische Diagnose eine Kategorisierung erfordert. Und genau in dem Graubereich zwischen „invasivem Karzinom“ und „benigner Biopsie“ lagen die größten dia gnostischen Unsicherheiten. Daher kann eine zweite Meinung in unklaren Fällen (z. B. bei Atypie) sinnvoll sein.

Davidson NE, Rimm DL: ebd. 1109-10
115 Pathologen aus acht USBundesstaaten unterzogen sich einer Evaluation ihrer Leistung. Sie erhielten die Histologien von unterschiedlichen Mammakarzinom-Patientinnen und begutachteten diese. Verglichen wurde die jeweilige gestellte Diagnose mit der Bewertung durch ein dreiköpfiges Konsensus-Expertenteam. 6900 individuelle Fälle wurden so ausgewertet.
Die Konkordanzrate zwischen den Diagnosen der Pathologen und dem Expertenpanel lag bei 75,3% (95% KI 73,4-77,0%), das entsprach 5194 Übereinstimmungen von 6900 Diagnosen. Besonders bei Präparaten, die aus Brüsten mit einer hohen Gewebedichte entnommen worden waren, taten sich Pathologen schwer; hier lag die Konkordanz signifikant niedriger bei 73%. Am besten war die Übereinstimmung bei invasiven Karzinomen, am schlechtes ten bei Befunden mit Atypie und duktalem Carcinoma in situ.
Die Erfahrung und Fallzahl der einzelnen Pathologen beeinflusste ebenfalls die Übereinstimmung ihrer Diagnosen mit den Experten: Sowohl bei kleinerer wöchentlicher Fallzahl, als auch in kleineren Praxen und im „nicht-akademischen Setting“ waren Diagnose-Übereinstimmungen signifikant seltener (p<0,001; p=0,034 und p=0,007). Bemerkenswert: Die Konkordanzrate der initialen, unabhängigen Diagnosen der drei Panelexperten lag auch nur bei 75%. In 90,3% der Fälle stimmten am Ende (nach einem modifizierten Delphi-Verfahren) die Experten dem Panelkonsens dann jedoch zu. CB
Quelle:

Elmore JG et al.: Diagnostic concor - dance among pathologists interpreting breast biopsy specimens. JAMA 2015; 313(11): 1122-32

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x