Uterustransplantation

Gyn-Depesche 06/2016

Das Rennen um die Gebärmutter

Fortpflanzung ist in der Natur eines der essenziellsten Bedürfnisse schlechthin – so auch beim Menschen. Für Frauen im reproduktiven Alter ist naturgemäß ein funktionierender Uterus Voraussetzung für das erfolgreiche Gebären von Nachwuchs. Allein in Deutschland leiden aber etwa 15 000 Frauen unter einer absoluten uterinen Infertilität, also der Uterus-bedingten dauerhaften Unmöglichkeit zur Austragung einer Schwangerschaft (AUFI, Absolute Uterine Factor Infertility). Am Tübinger Uniklinikum wurde im Oktober 2016 erstmals in Deutschland eine Uterustransplantation bei einer Patientin mit AUFI durchgeführt. Zur Unterstützung des Tübinger Teams war Prof. Mats Brännström aus Göteborg mit dabei, einer der Pioniere der Uterustransplantation weltweit. Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe berichtete Brännström von seinen Erfahrungen, davon, wie er überhaupt zur Uterustransplantation kam, und wie viele Kinder bislang aus einem transplantierten Uterus geboren wurden.

Während seiner Tätigkeit im Royal Adelaide Hospital in Australien 1998 traf Brännström auf eine 27-jährige Patientin mit Zervixkarzinom – ihr Name: Angela. Man führte eine radikale Hysterektomie unter Erhalt der Ovarien durch, und es stellte sich die Frage nach einer Behandlung der AUFI, die Brännström mit der Patientin diskutierte. Seinerzeit gab es keine Lösung jenseits von Adoption und Leihmutterschaft, und seitdem ließ ihn das Thema nicht mehr los. 

Die Ursachen einer AUFI sind zahlreich: Zustände und Erkrankungen, bei denen der Uterus primär nicht vorhanden ist, wie z. B. das MayerRokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKH) oder Zustand nach Hysterektomie wegen Malignität, Leiomyom, peripartaler Blutung oder Unfall. Weitere Ursachen, bei denen sich zwar eine Gebärmutter in situ befindet, diese aber nicht normal funktioniert, sind z. B. intrauterine Adhäsionen, Zustand nach Radiatio, Leiomyome oder kongenitale Malformationen des Uterus. 

Mikrochirurgische Gefäßanastomosen bei der Maus 

Ein Jahr nachdem Brännström Angela getroffen hatte, begann er mit den ersten Tierversuchen (1999 bis 2012), wobei die Tiere im Laufe der Zeit immer größer wurden. Zunächst erfolgten die Eingriffe bei Mäusen, dann an Ratten, Schweinen, Schafen und Affen. Die erste klinische Studie am Menschen begann 2013 und mündete in die erste Lebendgeburt eines Kindes aus einem transplantierten Uterus in 2014.

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