Vesikovaginale Fisteln entstehen z. B. bei einem prolongierten Geburtsverlauf durch Drucknekrosen des Blasen- und Vaginalgewebes und führen zu einer absoluten Harninkontinenz. In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern ist die Prävalenz dieser geburtshilflichen Komplikation hoch. Nicht alle betroffenen Frauen werden durch einen chirurgischen Fistelverschluss kontinent und bedürfen einer weiteren konservativen oder chirurgischen Nachbetreuung. Diese Risikopatientinnen frühzeitig zu identifizieren, war das Ziel eines auf die Fistelversorgung spezialisierten Zentrums in Lilongwe/Malawi.
Es wurden die Daten von 346 Frauen, bei welchen zwischen 2012 und 2014 eine vesikovaginale Fistel erfolgreich chirurgisch korrigiert worden war, ausgewertet. Bevor die Frauen aus der Klinik entlassen wurden, erfolgte ein Vorlagen-Wiegetest: Um den unwillkürlichen Urinverlust zu quantifizieren, wurde eine Inkontinenzvorlage vor und nach einer einstündigen Tragedauer gewogen. Innerhalb von 120 Tagen nach der Operation wurde der Kontinenzstatus der Patientinnen anamnestisch objektiviert: Etwa 80% der Frauen wiesen keinen Urinverlust auf, wogegen in 20% der Fälle eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Inkontinenz vorlag.
Bei Verwendung eines Cut-Off von 1,5 g war der Vorlagen-Wiegetest in der Lage, eine dauerhafte postoperative Kontinenz mit einer Sensitivität von 68,1% und einer Spezifität von 82,9% vorauszusagen. Der positive Vorhersagewert betrug 94%. Dieses einfach durchzuführende diagnostische Verfahren trägt demnach dazu bei, dass (in benachteiligten Regionen mit knappen Ressourcen) gezielt die Patientinnen mit (Rezidiv-)Inkontinenz-Risiko versorgt werden können. LO