Postmenopausaler Hormonersatz
Frühe Östrogentherapie schützt Gefäße
Der Effekt der Hormonersatztherapie (HRT) auf kardiovaskuläre Erkrankungen ist abhängig vom richtigen Timing. Ein früher Beginn kann offenbar die Progression der Atherosklerose bremsen, wie eine US-amerikanische Studie belegt.
Kommentar
Die Ergebnisse der ELITE-Studie sind ein Beleg für die sogenannte Timing-Hypothese: Offensichtlich kann sich eine früh in der Postmenopause begonnene Hormontherapie günstig auf die Progression der Atherosklerose auswirken. Bei einem späteren Einsatz gilt das nicht mehr. Biologisch erklären lässt sich dies durch eine nachlassende Reaktionsfähigkeit der Rezeptoren im Gefäßsystem auf Östrogen aufgrund der fehlenden Exposition nach der Menopause. Die klinische Relevanz der Ergebnisse bleibt allerdings fraglich. Denn: Die CIMT-Progression ist nur ein Surrogatparameter. Um einen Einfluss der HRT auf die Inzidenz koronarer Ereignisse nachzuweisen, war die Studie nicht ausreichend dimensioniert. Ob ein Herzinfarkt auftritt oder nicht, hängt zudem nicht nur von der Plaque-Entstehung, sondern von weiteren Faktoren ab – etwa der Plaqueruptur und Thrombosebildung. Letztere könnte eine Östrogentherapie sogar fördern. Die geltenden Empfehlungen zu HRT und kardiovaskulärer Prävention erscheinen also nach wie vor vernünftig.
Keaney JF et al.: Postmenopausal hormone therapy and atherosclerosis – time is of the essence. Ebd. 1279-80
Hodis HN et al.: Vascular effects of early versus late postmenopausal treatment with estradiol. N Engl J Med 2016; 374: 1221-31