Hypothermie nach Sectio

Gyn-Depesche 4/2016

Heizung hochdrehen

Eine neonatale Hypothermie kommt nach Sectio oft vor. Man weiß, dass mit ihr Komplikationen beim Neugeborenen assoziiert sind. Eine Erhöhung der Temperatur im OP-Saal kann das Problem reduzieren, wie eine neue Studie nachwies. Und auch die Mutter profitierte, wenn man die Heizung im OP hochdrehte.

Man brachte 410 Kinder mittels Sectio in einem auf 20°C temperierten OP-Saal zur Welt. Verglichen wurden diese mit 399 Kindern, die bei 23°C OP-Umgebungstemperatur per Kaiserschnitt geholt wurden. Alle entbindenden Frauen hatten zu Beginn eine vergleichbare Körpertemperatur. Eine neonatale Hypothermie wurde definiert als eine Körperkerntemperatur von <36,5°C zum Zeitpunkt der Übergabe des Kindes an die Schwester.
In 35% der Fälle waren die Kinder aus dem 23°-OP hypotherm, während es bei 20°C 50% waren, was einen signifikanten Unterschied darstellte. Eine mittelgradige/schwere Hypothermie kam bei höherer OP-Temperatur seltener vor (5%) als bei niedrigerer (19%). Und auch die Mütter wiesen am Ende der Sectio bei 23°C eine signifikant höhere Körpertemperatur auf. Zu mehr Komplikationen kam es in den wärmeren OPs nicht (so gab es z. B. keinen Unterschied bzgl. Beatmungspflicht, Hypoglykämie, Hirnblutung, Blutverlust oder Wundinfektion).
Und die Gynäkologen? Die WHO empfiehlt eine Temperatur von 25 bis 28°C im Kreißsaal, während in OPs häufig eine wesentlich niedrigere Temperatur herrscht, damit sich die Operateure wohl fühlen. In dieser Studie bemerkten 92% der Ärzte die höhere Temperatur im OP und 56% fanden das unangenehm. Immerhin 21% meinten, die wärmere Umgebung könnte ihre chirurgische Performance beeinträchtigen. Dennoch sagten 93%, sie würden die Temperaturerhöhung auf 23°C akzeptieren, wenn das tatsächlich zu einem besseren neonatalen Outcome führen würde. CB
Quelle:

Duryea EL et al.: The impact of ambient operating room temperature on neonatal and maternal ... Am J Obstet Gynecol 2016; 214: 505.e1-7

ICD-Codes: P80.9

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