Zervixkarzinom

Gyn-Depesche 5/2017

HPV-Nachweis im Urin statt im Abstrich

Die Treffsicherheit eines einzelnen zytologischen Abstrichs für hochgradige intraepitheliale Neoplasien (CIN2+) ist variabel. Immer öfter wird zusätzlich auf Hochrisiko- HPV-Typen (hrHPV) getestet. Das ist auch mit einer Urinprobe möglich.

Kommentar

Britische Kommentatoren geben zu bedenken, dass die Studie nur vorselektierte Patientinnen einschloss. In einer anderen Untersuchung war gezeigt worden, dass nur eine von fünf Frauen mit hrHPV-Nachweis tatsächlich eine Anomalie CIN2+ oder höher haben. Ein negativer Virustest schließt eine intraepitheliale Neoplasie praktisch aus, ein positiver beweist sie nicht. Das Urin- Screening muss noch in der Allgemeinbevölkerung evaluiert werden, bevor es in die Routine übernommen werden kann.

Blake DA et al.: Urinary HPV testing may offer hope for cervical screening non-attenders. Ebd. 1364

Häufig steht einem Zervixkarzinom-Scree- ning durch Abstrich durch einen Arzt die Bequemlichkeit der Patientin entgegen. Die Compliance mit einer durch die Patientin selbst gewonnenen Bürstenprobe ist besser. Man kann es aber noch einfacher haben. Experten aus Spanien und den Niederlanden prüften die Möglichkeit, aus Morgenurin auf hrHPV zu testen. An ihrer Studie nahmen 113 Frauen teil, die wegen eines auffälligen Pap-Ergebnisses zur Kolposkopie vorgesehen waren. Sie erhielten ein spezielles Sammelgefäß zum Auffangen des ersten Morgenurins zuhause (U1). In der Klinikambulanz sollten sie ebenfalls eine Urinprobe (erste Portion) abgeben (U2), außerdem eine Bürstenprobe gewinnen (SS). Der Arzt machte noch einen weiteren Zervixabstrich (CTS). Danach wurde kolposkopiert und ggf. biopsiert. Die Proben von 91 Frauen konnten ausgewertet werden. Alle sechs CIN3+-Fälle waren mit zwei verschiedenen Assays positiv auf hrHPV bei CTS, SS, U1 und U2. Die Sensitivitäten bei den CIN2+-Fällen lagen zwischen 95 und 100%. Bei den hrHPV-Genotypen bestanden Diskordanzen in 10 bis 14%. Die Autoren folgern aus ihren Ergebnissen, dass das Aufspüren von hrHPV in einer Urinprobe (es sollte die erste Portion des Strahls sein) zur CIN2+-Diagnose dem Nachweis in Abstrichen ebenbürtig ist. Die Bequemlichkeit der Probennahme ist ein Vorteil dieser Methode. Der Urin kann z. B. per Post an das untersuchende Institut geschickt werden. WE

Quelle:

Leeman A et al.: HPV testing in first-void urine provides sensitivity for CIN2+ detection comparable with a smear taken by a clinician or a brush-based self-sample: cross-sectional ... BJOG 2017; 124: 1356-63

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