Opiatabhängigkeit

Gyn-Depesche 5/2017

Kein Entzug in der Schwangerschaft!

Die Zahl der Schwangeren mit Opiatabhängigkeit ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Wie man die daraus resultierenden Risiken für Fetus und Mutter minimiert, fassten Drogenexperten zusammen.

In jedem Fall muss im Falle einer Schwangerschaft mit einem neonatalen Entzugssyndrom gerechnet werden – hinsichtlich des neonatalen Outcomes gibt es jedoch Unterschiede. Der Drogenentzug der Mutter bedeutet für das Ungeborene allerdings ebenfalls ein erhebliches Risiko: Er führt zu einem Anstieg der Katecholamine, zu Uteruskontraktionen und einer verminderten Plazentadurchblutung. Gleichzeitig löst der Entzug beim Feten eine motorische Hyperaktivität aus, die den Sauerstoffbedarf erhöht. Mögliche Folgen sind vorzeitige Wehen, fetale Hypoxie und intrauteriner Fruchttod. Dazu kommen negative Effekte auf die langfristige Entwicklung durch pränatale Stressoren, die dauerhafte Veränderungen des Verhaltens und der neuroendokrinen Funktionen sowie epigenetische Modifikationen der DNA bewirken können. Eine Umstellung auf Methadon kann maternale und fetale Entzugssymptome verringern. Frauen, die aufgrund starker chronischer Schmerzen Opiate erhalten, sollten die Therapie im Falle einer Schwangerschaft ebenfalls nicht plötzlich abbrechen. Sinnvoll ist stattdessen auch hier die Substitution durch Methadon, da Studien belegen, dass das neonatale Entzugssystem dadurch milder verläuft. Bei Schwangeren in einem Methadonprogramm kann es notwendig sein, die Dosierung anzupassen, da aufgrund der erhöhten Stoffwechselaktivität die Halbwertszeit von Methadon bis auf die Hälfte sinkt. Die Exposition des Feten steigt dadurch nicht, wenn die Dosis auf mehrere Tagesdosen verteilt wird. CW

Quelle:

McCarthy JJ et al.: Opioid dependence and pregnancy: minimizing stress on the fetal brain. Am J Obstet Gynecol 2017; 216: 226-31

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