Notfall-Kontrazeption

Gyn-Depesche 4/2017

Kupferspirale zu wenig genutzt

Der Verhütungsschutz von gebräuchlichen oralen Notfallkontrazeptiva ist vor allem bei übergewichtigen Frauen nicht sichergestellt. Obwohl die Kupferspirale die effektivste Methode der Notfallverhütung ist, wird diese dagegen nur selten genutzt. Dabei wären einige Frauen an dieser Option durchaus sehr interessiert.

In den USA versuchte eine Forschergruppe herauszufinden, warum die Kupferspirale als Notfallkontrazeptivum so wenig Beachtung findet. Hierfür rief eine Forscherin bei 199 Kliniken in mittelgroßen Städten an und gab sich als junge Patientin aus. Mithilfe standardisierter Fragen eruierte sie, wie gut das Klinikpersonal über diese Option Bescheid wusste.
Während Familienplanungszentren und auf Gynäkologie und Geburtshilfe spezialisierte Kliniken fast immer Kupferspiralen im Angebot hatten, war dies nur bei knapp zwei Drittel der Primärversorgungszentren der Fall. Jedoch boten nur etwa 10% aller befragten Kliniken die Kupferspirale auch zur Notfallkontrazeption an. Selbst bei den Familienplanungszentren war es nur knapp die Hälfte. Mehr als ein Viertel der Ansprechpartner antwortete im Gespräch, dass Kupferspiralen nicht zur Notfallkontrazeption geeignet seien, und weitere 41% waren sich dessen nicht sicher. In Familienplanungszentren wusste man allgemein besser über die Indikationen der Kupferspirale Bescheid, doch war ein Einsetzen innerhalb des für die Notfallverhütung empfohlenen Fünf-Tage-Fensters oft terminlich oder mangels verfügbarer Spiralen nicht möglich.
Dass es durchaus einige Frauen gibt, die an einer Kupferspirale zur Notfallverhütung interessiert wären, zeigt ein Pilotprojekt einer anderen Forschergruppe aus den USA. Im Rahmen einer Schulung nahmen neun Fertilitätskliniken die Kupferspirale als Notfallkonztrazeptivum in ihr Angebot auf. Innerhalb der folgenden sechs Monate entschieden sich 101 aller Patientinnen, die einer Notfallverhütung bedurften (7%), für die Kupferspirale. Bei 77,7% der mit der Kupferspirale versorgten Frauen war die Insertion noch am selben Tag machbar, bei den übrigen innerhalb von fünf Tagen. Nur bei 20% dieser Patientinnen wurde das IUD nach weiteren fünf Monaten wieder entfernt. Da es also durchaus Bedarf gibt, sollte die Kupferspirale aus Sicht der Autoren allen Patientinnen angeboten werden. OH

 

Kohn JE, Nucatola DL: EC4U: results from a pilot project integrating the copper IUC into emergency contraceptive care. Contraception 2016; 94(1): 48-51
Quelle:

Schubert FD et al: Access to the copper IUD as post-coital contraception: results from a mystery caller study. Contraception 2016; 94(5): 561-6

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