Harninkontinenz

Gyn-Depesche 4/2017

Lieber nicht zum Arzt

Bis zu 25% aller Frauen weltweit leiden an Harninkontinenz. Trotz der oft hohen Belastung suchen aber nur wenige Betroffene frühzeitig einen Arzt auf. Eine Arbeitsgruppe versuchte herauszufinden, woran das liegt.

In drei ägyptischen Ambulanzen befragten die Forscher insgesamt 249 Patientinnen mit Harninkontinenz (UI) zur Art und zum Schweregrad ihrer Inkontinenz, wie diese ihren Alltag beeinflusste und ob sie deswegen einen Arzt aufsuchten. Nur jede zehnte Frau zog einen Arzt wegen ihrer Inkontinenz zurate. Die Wahrscheinlichkeit, einen Arzt aufzusuchen, stieg mit zunehmendem Alter der Patientinnen und war außerdem höher für Frauen mit höherem Einkommen, arbeitende Frauen und Patientinnen mit anderen chronischen Erkrankungen. Patientinnen mit rheumatoider Arthritis (40%) oder Lebererkrankungen (57,1%) wurden dabei häufiger mit Inkontinenzbeschwerden vorstellig als der Großteil an Patientinnen mit Diabetes oder Hypertonie (15,8 bzw. 18,2%). Die Parität der Frauen spielte dagegen keine Rolle für die Motivation zum Arztbesuch. Die Wahrscheinlichkeit, einen Arzt aufzusuchen, korrelierte außerdem eng mit der Symptomfrequenz, des Volumens des Harnverlusts, der empfundenen Belastung durch die UI und mit der Dauer der Erkrankung.
Die Frauen wandten sich also erst dann an einen Arzt, wenn die Symptome nicht mehr zu ertragen waren. Bis dahin nutzten 88% von ihnen Inkontinenzeinlagen, 43% reduzierten ihre Flüssigkeitsaufnahme, gingen oft auf die Toilette (16%) oder versuchten, abzunehmen (11%). Nur 6% nutzten Keel-Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. OH

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