An der Harvard-University wurde bei 349 von 716 Zwillingsschwangerschaften mit Schädellage des ersten Feten ein vaginaler Entbindungsversuch unternommen. In 53 Fällen befand sich der zweite Zwilling bei Aufnahme in Beckenend- oder Querlage. 70% der Schwangerschaften mit beiden Zwillingen in Schädellage wurden wie geplant vaginal entbunden. Lag das zweite Kind zu Beginn nicht in Schädellage, waren es sogar 85%. Allerdings waren die Frauen in dieser Gruppe im Schnitt jünger, häufiger Multiparae und seltener hypertensiv. Berücksichtigte man dies, so verschwand die statistische Signifikanz des Unterschieds. Zum Zeitpunkt der Entbindung befand sich das zweite Kind in 71 Fällen nicht in Schädellage. Knapp die Hälfte davon hatte sich während der Wehen gedreht. Dies erwies sich im Vergleich zu einer stabilen Beckenend- oder Querlage als ungünstiger Prognosefaktor für eine erfolgreiche vaginale Geburt (56% versus 89%). Eine positive Assoziation fand sich hingegen mit einer Weheninduktion.
Sowohl die maternale als auch die neonatale Morbidität war in der gesamten Kohorte niedrig. Einziger signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen war eine höhere Lazerationsrate bei den Frauen mit einem nicht in Schädellage liegenden zweiten Zwilling (8% versus 1%). Bei Zwillingsschwangerschaften kann man auch im Falle einer Beckenend- oder Schädellage des zweiten Feten einen vaginalen Entbindungsversuch wagen. CW