Ein alter Bekannter kommt in der Geburtshilfe zu neuen Ehren

Gyn-Depesche 3/2016

Peripartale Blutung: Mit dem Schockindex das Outcome der Mütter einschätzen

Der aus der Notfallmedizin bekannte und einfach zu bestimmende Schockindex zeigt besser als andere Vitalparameter, wann Wöchnerinnen durch eine Blutung gefährdet sind.

Verliert eine Frau bei der Entbindung viel Blut, zeigt der Schockindex (SI) – der Quotient aus Herzfrequenz und systolischem Blutdruck – besonders zuverlässig, wie wahrscheinlich sie Interventionen wie Bluttransfusion oder Operation benötigt. Das ermittelte ein Team aus London und Kalifornien bei einer retrospektiven Analyse von 233 Wöchnerinnen. Mit einem SI unter 0,9 zeigte sich kein Bedarf für eine intensivmedizinische Betreuung. Ab einem SI von 0,9 sollte die Wöchnerin in ein Krankenhaus mit entsprechender Expertise überwiesen werden, ab einem SI von 1,7 sollte dringend interveniert werden.
Die Studienteilnehmerinnen waren zwischen August 2008 und Juli 2009 wegen ihrer peripartalen Blutungen in einem britischen Zentrum behandelt worden, der durchschnittliche Blutverlust betrug 2199 ml (mindestens jedoch 1500 ml). 137 der Patientinnen (58,8%) hatten einen SI von 0,9 oder darüber, bei 16 (6,9%) lag der SI bei oder über 1,5. Vier negative Outcomes standen stellvertretend für die Gefährdung der Patientinnen: eine intensivmedizinische Betreuung, von der zwölf Frauen (5,15%) profitierten, eine Operation, die zwölf Frauen (5,15%) benötigten, eine Bluttransfusion, wie sie 40 Frauen (17,47%) bekamen und ein Hämoglobinwert von unter 7g/dl, wie ihn 49 (21,21%) zeitweilig aufwiesen.
Die Wissenschaftler überprüften, wie gut sich mithilfe des Schockindex jedes negative Outcome voraussagen ließ. Im Vergleich zwischen SI und einzelnen Vitalparametern zeigte sich: Für die Aufnahme in die Intensivstation stellte der SI den zuverlässigsten Prädiktor dar. PP
Quelle:

Nathan HL et al.: Shock index: an effective predictor of outcome in postpartum haemorrhage? BJOG 2015; 122: 268-75

ICD-Codes: O67.0

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