Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Gyn-Depesche 5/2016

Physio, Biofeedback, Wärme und mehr

Bei Frauen, die beim Geschlechtsverkehr unter Schmerzen im Genital- oder Beckenbereich leiden, verhindert meist eine ungewollte Kontraktion oder eine zu hohe Anspannung der Beckenbodenmuskulatur die erfolgreiche Penetration. Verschiedene Formen von Physiotherapie können helfen, die Symptome zu verbessern.

Schmerzen im Genital- und/oder Beckenbereich können u. a. nach einer Schwangerschaft, Operation oder hormonellen Veränderungen auftreten. Ziel der Physiotherapie ist in diesen Fällen, die Wahrnehmung und die Relaxationsfähigkeit der Beckenbodenmuskulatur sowie die vaginale Elastizität zu verbessern und dadurch die Schmerzen zu lindern.
Erreicht werden kann dies durch klassische Physiotherapie im Sinne eines Beckenbodentrainings, um Muskelkraft und -widerstand zu stärken. Eine Alternative sind Übungen mit Vaginalkonen, kleine Gewichte, die vaginal eingeführt und deren Herausrutschen im Stehen oder Gehen durch aktive Muskelkontraktion verhindert werden soll. Eine der wirksamsten Methoden sind Biofeedback-Techniken, bei welchen die Muskelkontraktionen über eine Maschine anhand graphischer oder akustischer Signale mitverfolgt und angepasst werden können. Bei der lokalen Thermotherapie fördert eine Temperatur von über 37°C die Entspannung der Muskeln und die Elastizität des Bindegewebes. Ferner kann die Kontraktion der Bekkenbodenmuskulatur durch Elektrostimulation über eine vaginale Elektrode angeregt werden. Adäquat angewendet kann eine transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) helfen, Schmerzen im Genitalbereich zu lindern. Die myofasziale Therapie konzentriert sich darauf, Blockaden im Gewebe durch Massagen und Dehnung zu lösen.
Welche Formen der Physiotherapie im Einzelfall infrage kommen, richtet sich nach dem jeweiligen Symptombild und dem Patientenprofil. Zur Charakterisierung des Beckenbodenstatus kann man das PERFECT-Protokoll anwenden (power, endurance, repetitions, fast, every contraction timed). Die Therapieergebnisse lassen sich mit dem International Classification of Functioning, Disability, and Health (ICF) evaluieren. OH
Quelle:

Rochera MB: Physiotherapy in treating sexual pain disorders in women: a systematic review. Adv Sex Med 2016; 6: 26-32

ICD-Codes: N94.1

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