Viele erwachsene Frauen weisen eine dauerhafte, asymptomatische Besiedlung der Harnwege mit Bakterien auf, das so genannte Harnwegs- oder Blasenmikrobiom. Ärzte aus Chicago wollten nun genau wissen, welche Rolle das Mikrobiom bei der Dranginkontinenz (UUI, urinary urgency incontinence) bei Frauen spielt und hypothetisierten, dass eine unterschiedliche Bakterienzusammensetzung im Urin auch das Ansprechen auf die medikamentöse Therapie beeinflusst (man wählte Solifenacin, um dieser Hypothese nachzugehen).
74 Patientinnen mit UUI verglich man mit 60 Kontrollen ohne UUI. Die UUI-Patientinnen wurden mit 5 mg Solifenacin behandelt und hatten die Option, nach vier Wochen die Dosis zu verdoppeln. Bei Studieneinschluss und nach vier und zwölf Wochen wurden die Patientinnen befragt und das Blasenmikrobiom mittels Bakterienkultur und Gensequenzierung bestimmt.
Es zeigte sich, dass sich das Mikrobiom vor Therapieinitiierung zwischen UUI- und Nicht- UUI-Frauen unterschied, sowohl in Bezug auf die Vielfalt als auch die Zusammensetzung. Frauen mit UUI wiesen mehr Bakterien im Urin auf und eine diversifiziertere Bakterienbesiedlung. Auch das Therapieansprechen unterschied sich je nach Mikrobiom: Patientinnen, die auf Solifenacin ansprachen, hatten weniger Bakterien im Urin und eine weniger differenzierte Bakterienbesiedlung. Nonresponder hingegen wiesen mehr unterschiedliche Stämme auf.
UUI-Harn wies im Vergleich zu den Kontrollen vor Therapiebeginn in der Kultur weniger Lactobacillus, aber mehr Gardnerella, mehr Streptococcus und mehr Enterobacteriacea auf. Nach zwölf Wochen Therapie fand man bei den 10mg-Respondern in 15,4% Lactobazillen, bei den Non-Respondern in 42,8%.
Bei Frauen ohne UUI wuchs im Median eine Bakterienspezies im Urin, bei UUI waren es drei. Die signifikant höchste Zahl an unterscheidbaren Spezies fand man bei den Nicht-Respondern mit acht. CB