Von Daten aus dem UK lernen

Gyn-Depesche 3/2015

Tod der Schwangeren – eine Ursachenforschung

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Um Todesfälle von Schwangeren aufgrund von Komplikationen in der Gravidität zu verhindern, muss man derartige Probleme frühzeitig erkennen und behandeln. Britische Epidemiologen gingen diesen Zusammenhängen nach und fanden eine Reihe von Faktoren, die in ihrem Land mit einer erhöhten mütterlichen Mortalität zusammenhängen. Von einer (teilweisen) Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Deutschland ist auszugehen.

Eine UK-Studie aus dem Jahr 2011 hatte vier Charakteristika identifiziert, die Frauen mit schweren Komorbiditäten eigen sind, die diesen erliegen. Es handelte sich um Alter über 35 Jahren, Adipositas, schlechte soziale Lage (arbeitslos oder einfache Beschäftigung) und farbige Rasse (karibisch oder afrikanisch). Die dahinter steckenden aggravierenden Faktoren wie etwa internistische Komorbiditäten, Suchtmittelgebrauch, lückenhafte Schwangerschaftsvorsorge und Probleme während der aktuellen oder früheren Schwangerschaften konnten aber nicht ausreichend analysiert werden. Diese Lücke sollte jetzt eine Fall- Kontroll-Studie auffüllen.

Eingeschlossen in die Untersuchung wurden alle britischen Kliniken mit Schwangerenbetreuung. Im Zeitraum zwischen 2009 und 2012 starben 135 Frauen unter den Diagnosen Eklampsie, Lungenembolie, schwere Sepsis, Fruchtwasserembolie und peripartale Hämorrhagie; diesen standen 1661 Frauen gegenüber, die derartige schwere Komplikationen in der Schwangerschaft überlebt hatten. Mit mütterlichem Tod waren sechs Faktoren unabhängig assoziiert:

  • unzureichende Nutzung der Schwangerschaftsbetreuung (adjustierte Odds Ratio [aOR] 15,87)
  • Suchtmittelgebrauch (aOR 10,16)
  • internistische Komorbiditäten (aOR 4,82)
  • frühere Schwangerschaftsprobleme (aOR 2,21)
  • hypertensive Schwangerschaftskomplikationen (aOR 2,44)
  • indische Abstammung (aOR 2,70) 70% des erhöhten Risikos für mütterlichen Tod waren diesen Faktoren zuzuordnen.
Die Zugehörigkeit zu anderen ethnischen Minoritäten als der indischen war ebenfalls ein Risikofaktor für mütterlichen Tod, aber nicht in statistisch signifikantem Ausmaß, vermutlich wegen der relativ kleinen Zahl solcher Teilnehmerinnen.
Zu den nicht schwangerschaftsspezifischen Begleiterkrankungen, die in dieser Studie zu einem erhöhten Sterbe risiko beitrugen, gehörten Asthma bronchiale, Autoimmunerkrankungen, entzündliche und atopische Störungen, mentale Gesundheitsprobleme, essenzielle Hypertonie, hämatologische Erkrankungen, Probleme seitens des Bewegungsapparates und Infektionen. Derartige Komorbiditäten lieferten einen Beitrag von 49% zur erhöhten Mortalität der schwangeren Frauen in der Studienpopulation.

Die Untersuchung wurde durch die Tatsache erschwert, dass die Inzidenz der mütterlichen Mortalität im UK niedrig liegt. Die hohe Qualität der Datengrundlage (zwei nationale Register, MBRRACE-UK und UKOSS) war aber ein Beitrag zu ihrer Validität.

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