Toxisches Schocksyndrom

Gyn-Depesche 3/2006

Todesfälle nach medikamentöser Abruptio

In den USA sind vier junge Frauen wenige Tage nach einer durch Mifepriston induzierten Abtreibung gestorben. Todesursache war bei allen ein toxisches Schocksyndrom (TSS), ausgelöst durch das anaerobe, grampositive Clostridium sordellii.
Praxisfazit
Kommentar: Auch in Kanada ist eine Frau an einem TSS mit Clostri-dien-Nachweis nach einem Schwangerschaftsabbruch verstorben. Das Problem liegt nicht in einer inkompletten Abruptio mit Geweberesten. Es besteht kein klarer pathophysiologischer Zusammenhang mit der Abruptio-Methode. In den USA wird bei der Anwendung von Mifepriston deutlich vor dem C.-sordellii-TSS gewarnt. Die Patientinnen sollten vorab das Risiko kennen und auf Symptome achten. Die Ärzte müssen daran denken; fehlendes Fieber darf sie nicht beruhigen.

Infektionen mit C. sordellii sind selten und z. B. in Form von Pneumonie, Endokarditis, Arthritis, Peritonitis und Myonekrose bekannt. In der Literatur wurde bis vor kurzem nur zehnmal über Befall des weiblichen Genitaltrakts mit tödlichem TSS berichtet – achtmal nach normaler Entbindung, einmal nach Abort und einmal schwangerschaftsunabhängig.

Jetzt wurden vier weitere Todesfälle bekannt, die innerhalb einer Woche nach medikamentös induziertem Abort (200 mg Mifepriston oral, gefolgt von 800 µg intravaginal) eintraten – alle bei jungen, zuvor gesunden Frauen. Die Symptome ähnelten denen der zehn bereits beschriebenen C.-sordellii-Infektionen: Bauchkrämpfe, Übelkeit mit Erbrechen oder Durchfall, refraktäre Tachykardie und Hypotension, dramatischer Leukozytenanstieg und erhöhter Hämatokrit – aber kein Fieber und kein Exanthem. Der Zustand der Patientinnen verschlechterte sich sehr schnell, drei verstarben innerhalb weniger Stunden in der Klinik, bei einer Frau, die einen Tag nach Bauchschmerzen und Erbrechen nicht mehr ansprechbar war, mussten bereits die Sanitäter reanimieren.

Post mortem fand sich eine Endometritis mit Abszessen, Nekrosen und Hämor­rhagien, ausgeprägte Gewebeödeme, pleurale und peritoneale Ergüsse, jedoch keine Gasproduktion. Blutkulturen waren negativ. Diverse Keime waren im Endometrium nachweisbar; die Rolle von Mischinfektionen im Geschehen bleibt aber unklar. C. sordellii wurde in fixierten Gewebeschnitten des Uterus mit Clostridien-Antikörpern und mit PCR für die 16S-rRNA, das Cytotoxin L und eine Phospholipase nachgewiesen. In anderen Geweben fanden sich keine Clostridien-Antigene.

<

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x