Probleme nach der Entbindung

Gyn-Depesche 2/2016

Urin- und Stuhlinkontinenz aufdecken

Inkontinenz dieser oder jener Art ist eine belastende Störung, die etliche Frauen erstmals in der Schwangerschaft oder nach der Entbindung erleben. Die betreuenden Ärzte sollten mehr darauf achten.

Unter Urin- und Stuhlinkontinenz im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft leiden viele Frauen, aber sie offenbaren sich oftmals dem Arzt nicht. Das belegten u. a. eine norwegische und eine britische Studie. Gründe für die Verschwiegenheit können sein: die Annahme, man könne eh nichts dagegen machen; fehlender Ansprechpartner; Scham und Scheu; die Angst, der Arzt würde sich nicht dafür interessieren.
Australische Mediziner nutzten eine prospektive Kohortenstudie, die Maternal Health Study, um Aufschluss auch über diesen Fragenkreis zu erhalten. Die Teilnehmerinnen, 1507 Nulliparae, wurden in der frühen Schwangerschaft in die Untersuchung einbezogen. Das Follow-up reichte bis zu zwölf Monate post partum.
Im Beobachtungszeitraum registrierte man eine Urininkontinenz in 47% der Fälle, eine Stuhlinkontinenz in 17%. Insgesamt konsultierten 86% der Frauen im ersten Jahr nach der Entbindung mindestens einmal einen Arzt, um über Gesundheitsprobleme zu sprechen. Dabei wurde von den Medizinern aber nur in einem Viertel nach Urininkontinenz und in weniger als einem Fünftel nach Stuhlinkontinenz gefragt. Mehr als 70% der Frauen mit schwerer Urininkontinenz und/oder Stuhlinkontinenz sprachen darüber mit keinem Arzt.
Die Situation in dieser Hinsicht ist in Australien schlechter als in Großbritannien, wo Leitlinien für die postpartale Fürsorge konkret die zu stellenden Fragen an die Frau formulieren. WE
Quelle:

Brown S et al.: Consultation about urinary and faecal incontinence in the year after childbirth: a cohort study. BJOG 2015; 122: 954-962

ICD-Codes: R32 , R15

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