Neue Daten zur akuten Appendizitis

Gyn-Depesche 5/2016

Wann operativ, wann konservativ vorgehen?

Seit über einem Jahrhundert gilt die Appendektomie als Therapie der Wahl bei akuter Appendizitis. Allerdings gibt es auch Stimmen, die bei Patienten ohne Perforation ein konservatives Vorgehen für vertretbar halten. Eine neue Metaanalyse unterstützt diese Abwägung nun mit validen Daten, die ein „shared decision making“ ermöglichen.

Kommentar

Nur 23% der Appendektomien erfolgten in den Studien laparoskopisch. In Deutschland lag die Laparoskopie-Rate im Jahr 2012 bei über 80%. Das könnte einen wesentlichen Vorteil des konservativen Vorgehens (weniger Wundkomplikationen) zunichte machen.

Redaktion Gyn-Depesche
Fünf Studien mit insgesamt über 1000 Patienten mit akuter, nicht-perforierter Appendizitis wurden analysiert. Die Patienten wurden in zwei Gruppen ausgewertet: umgehende chirurgische Therapie vs. alleinige Antibiotikabehandlung.
In der OP-Gruppe gab es mit 8,4% mehr schwere Komplikationen als bei konservativ Behandelten (4,9%). Auch die Rate an leichten Komplikationen war in der Antibiose-Gruppe vorteilhafter (2,2 versus 12,5%, überwiegend Wundinfektionen oder Wundschmerzen). Allerdings mussten sich 8,2% der initial konservativ behandelten Patienten innerhalb eines Monats dann doch einer Appendektomie unterziehen – und innerhalb des Folgejahres nach Antibiose erlitten über 22% ein Appendizitis-Rezidiv.
Von 100 Patienten erspart man mit der primären ausschließlichen antibiotischen Therapie der nicht-perforierten Appendizitis innerhalb des ersten Monats 92 eine Operation. 23 bekommen allerdings innerhalb eines Jahres ein Rezidiv.
Mit diesen Daten im Hinterkopf könne man, so die Autoren, beide Therapien gut abwägen und Patienten wie folgt beraten: Fürchtet ein Patient die Operation, kann eine primäre antibiotische Behandlung in Erwägung gezogen werden; fürchtet er vor allem das Rezidiv, sollte er umgehend appendektomiert werden. CB
Quelle:

Sallinen V et al.: Meta-analysis of antibiotics versus appendicectomy for non-perforated acute appendicitis. Br J Surg 2016; epub Mar 17; doi: 10.1002/bjs.10147

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