In der Literatur findet man Inzidenzzahlen für dieses Problem zwischen 1,7 und 17,9%. Die weite Spanne dürfte mit dem Fehlen einer Standarddefinition zusammenhängen. Neuerdings wird zwischen offener und verdeckter Retention unterschieden. Bei ersterer sind die Symptome offenkundig und man muss katheterisieren; von letzterer wird (willkürlich) bei einem Residualvolumen nach Miktion von 150 ml oder mehr gesprochen. Eine US-Arbeitsgruppe wollte die Häufigkeit der manifesten Komplikation nach Sectio mit Hilfe einer Fall-Kontroll-Studie klären. Man stellte 34 bestätigten Fällen 68 Kontrollpatienten gegenüber. Das mittlere Alter betrug 31 bzw. 32 Jahre. Deutliche Unterschiede zwischen den beiden Kollektiven bestanden beim Gestationsalter zum Zeitpunkt der Schnittentbindung, bei der Diagnose eines Diabetes und beim Einsatz postoperativer Narkotika. Nach Multivarianzanalyse ergab sich eine Abnahme des Risikos für Harnretention mit zunehmendem Gestationsalter. Eine Erhöhung des Risikos war mit dem postoperativen Einsatz intravenöser Narkotika (OR 4,51) und dem von oralen Narkotika (OR 4,99) verbunden. Der Zusammenhang sollte nach Ansicht der Autoren mit prospektiven Multicenterstudien abgesichert werden. Aber auch die Definition der postpartalen Harnretention sollte verbessert werden. Ziel müsste es am Ende sein, dieser Komplikation vorzubeugen, die Stress für die betroffenen Mütter bedeutet und zu einer Steigerung der Kosten für die Versorgung nach der Entbindung führt. WE
Problem nach Kaiserschnitt
Gyn-Depesche 6/2014
Was hinter Harnretention steckt
Eine Harnretention kommt nach einer Entbindung nicht selten vor. In Studien zu diesem Thema wurden allerdings meist Frauen nach Sectio untersucht.
Quelle:
Kandadai P et al.: Acute urinary retention after cesarean delivery: a case-control study. Female Pelvic Med Reconstr Surg 2014; 20: 276-80
ICD-Codes:
R33