Von Infektion bis Neuralgie

Gyn-Depesche 5/2012

Was hinter Vulva-Schmerz stecken kann

Zwei „Consultants“, die an Kliniken der Universität Nottingham arbeiten, setzen sich mit dem Problem auseinander – ein Gynäkologe, einer der Gründer der Vulval Pain Society* und eine Dermatologin. Die genaue Prävalenz von Vulvaschmerz ist nicht bekannt, doch gaben bei einer neueren Befragung in den USA 7% der Frauen derzeitigen Schmerz oder derzeitige Beschwerden dieser Art an.
Praxisfazit

Vulva-Schmerz: Klassifikation

Schmerz mit Bezug zu spezifischer Krank-
heit (oft akut, kann chronisch sein)

infektiös, wie Vulva-Candidiasis, Herpes,
entzündlich, wie Lichen sclerosus oder planus,
neoplastisch, wie intraepitheliale Neoplasie
der Vulva und Plattenepithelkarzinom,
neurologisch, wie Zoster-Neuralgie

Vulvodynie (ohne Bezug zu ursächlicher
Störung, oft chronisch)

generalisiert: provoziert (sexuell, nicht sexuell
oder beides), nicht provoziert, gemischt (pro-
voziert und nicht provoziert)

lokalisiert, wie Vestibulodynie, Klitorodynie,
Hemivulvodynie, provoziert etc. s. o.

Fragen für die Anamnese

Schmerz: Wie hoch ist der Score (0 bis 10) an
einem guten bis durchschnittlichen Tag und
wie an einem schlechten?
Welchen Charakter hat der Schmerz? Strahlt
er aus? Gibt es verschlimmernde oder erleich-
ternde Faktoren? Haben Sie andere Schmer-
zen wie Rückenschmerzen? Lässt der Schmerz
beim Stehen oder flachen Liegen nach (Pu-
dendus-Neuralgie)? Wenn Geschlechtsverkehr
schmerzt, haben Sie Beschwerden am Ein-
gang der Vagina oder tief darin?

Funktion: Was vermissen Sie wegen der
Schmerzen? Wie beeinflusst der Schmerz Ihr
Leben?

Sexuelle Funktion (wenn angebracht):

Stellt Vaginismus ein Problem dar? Haben Sie
Schwierigkeiten beim Verkehr (Vaginismus,
Dyspareunie)? Was fühlen Sie in puncto
Sexualität (Vermeidung, Libidoverlust)? Stellt
fehlende Lubrikation (schwache Erregung) ein
Problem dar?

Erfolglose Vorbehandlungen: Wie war die
Compliance? Wie sahen die Nebeneffekte
aus? Wie lang wurde behandelt?

Anderes: Hatten Sie oder haben Sie gynäko-
logische Probleme? Haben Sie Hautprobleme
wie Ekzem oder Psoriasis? Gibt es Relevantes
in der medizinischen oder chirurgischen An-
amnese wie Schilddrüsenfunktionsstörung? 

Mindestens drei Monate dauernde Beschwerden, chronisches Brennen, schneidenden Schmerz oder Schmerz bei Kontakt mit der Vulva hatten 16% der Frauen der Befragung schon einmal durchgemacht. Patientinnen benutzen das Wort Schmerz für diverse unangenehme Symp­tome, inkl. Brennen, Wundsein und Klopfen, und manche beharren darauf, dass sie keine Schmerzen haben, sondern beschreiben das Gefühl mit einem dieser Worte. Auch von Ste­chen, Schwellen oder Beschwerden allgemein wird gesprochen.

Die Vulva umfasst Mons pubis, Klitoris, Labia majora et minora und das Perineum. Beschwerden haben viele Ursachen (s. Kasten) und können jede Frau in jedem Alter treffen. Fehlen klinische Befunde und dauern die Probleme an, ist die Diagnose Vulvodynie zu erwägen. Sie ist definiert als „Beschwerden an der Vulva, die am häufigs­ten als brennender Schmerz beschrieben werden und ohne relevante sichtbare Be­funde oder spezifisches klinisch identifizierbares neurologisches Leiden auftreten“.

Zu den häufigen Ursachen akuter Vulva-Schmerzen zählen Infektionen wie vulvovaginaler Herpes und Candidiasis, die über Kratzen zu Exkoriationen und Fissuren führen können, und Hautkrankheiten wie Vulva-Dermatitis (Ekzem). Letztere verursachen oft akute Schmerzen durch Exkoriationen und Fissuren, die sich sekundär infizieren können, was zum akuten Symptomschub führt. Dann finden sich oft Zeichen bei der Untersuchung. Bei Zuständen wie Herpes können die Läsionen aber schon verschwunden sein.

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