Komplikationen nach Kaiserschnitt

Gyn-Depesche 2/2015

Lassen sich Adhäsionen wirksam verhindern?

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Als man im Jahre 1965 in den USA erstmals die Häufigkeit von Sectiones eruierte, kam man auf 4,5%. Das hat sich erheblich geändert; heute handelt es sich dort um die häufigste OP bei Frauen. Unter den europäischen Ländern nahm in 2011 Italien mit 38% die Spitze ein. Unerwünschte Folgen der Intervention sind von hoher Relevanz und doch wenig erforscht.

Adhäsionen kennt man als abnorme fibröse Verbindungen zwischen zwei anatomisch verschiedenen Oberflächen. Postoperativ sind Verklebungen zunächst Ausdruck des Heilungsprozesses und kaum vermeidbar. Zum Problem werden sie, wenn die normale Fibrinolyse gestört ist. Inwieweit dies der Fall ist, lässt sich für den Einzelfall kaum abschätzen. Der Entzündungsstatus des Peritoneums spielt dafür aber eine wichtige Rolle. Er wird beeinflusst durch Infektionen, Gewebe- Ischämie, Devaskularisation und Manipulation, abhängig auch von der chirurgischen Technik bei der Sectio.
Die Häufigkeit von Adhäsionen nach Sectio ist aber jedenfalls geringer als die nach gynäkologischen Laparotomien. Eine Sectio ist ein spezieller Eingriff, bei dem z. B. der Darm kaum direkt tangiert wird. Günstig ist auch die Tatsache, dass das Fruchtwasser Faktoren enthält, die die Fibrinolyse fördern; was davon in die Bauchhöhle gelangt, wirkt Adhäsionen entgegen.
Disponiert zu Adhäsionen sind zwei anatomische Regionen: zwischen dem Uterus-Schnitt und der Blase sowie zwischen Peritoneum parietale und benachbarten Strukturen (Uterus- Schnitt, Blase, Bauchwand). Eine Beteiligung der Blase birgt meist eine höhere Morbidität, ist aber auch seltener als andere Adhäsionen.

Adhäsionen nach Sectio machen nicht nur spätere Schnittentbindungen schwieriger; sie können auch zu Dünndarm-Obstruktionen führen (0,5 Fälle pro 1000 nach einer und neun Fälle pro 1000 nach drei Sectiones). Beckenadhäsionen können auch die Tuben beeinträchtigen und zu Infertilität führen.

Prophylaktische Optionen

Es gibt also gute Gründe, Adhäsionen zu vermeiden. Am leichtesten geschieht dies durch Vermeidung einer Sectio. Ansonsten werden verschiedene Präventionsmethoden diskutiert. Die Autoren eines Reviews aus Haifa, Israel, konzentrieren sich auf zwei Ansätze, die den Peritoneum- Verschluss bzw. den Einsatz von Adhäsionsbarrieren betreffen.
Der Peritonealverschluss erfolgte nach Sectio herkömmlicherweise auf viszeraler und parietaler Seite. Dieses Vorgehen wurde im Laufe der Zeit aufgegeben, nachdem sich gezeigt hatte, dass ein Verzicht auf Peritonealverschluss einige Vorteile hat, wie kürzere OP-Zeit, geringeren Einsatz von Analgetika und kürzeren Krankenhausaufenthalt. Zwei größere, hochwertige Studien haben den konventionellen Verschluss mit dem Verzicht auf Verschluss des Becken-Peritoneums bzw. auf den beider Schichten verglichen. Dabei wurden keine Unterschiede bei der kurzfristigen Morbidität festgestellt.

Damit bleibt die Frage nach langfristigen Folgen des einfacheren Vorgehens. Nähte können per se Adhäsionen fördern. Verzicht auf Verschluss kann andererseits zum Ankleben des Uterus an die Bauchwand führen. Studien zu dieser Thematik ergaben bisher keine eindeutigen Erkenntnisse. Solche erhofft man sich von CORONIS, einer noch laufenden randomisiertkontrollierten Studie.

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