Interview
„Ärzte ohne Grenzen“ wurde 1971 in Frankreich mit dem Namen Médecins Sans Frontières (MSF) gegründet. Die deutsche Sektion entstand 1993. Das Netzwerk hat 26 Mitgliedsverbände und leistet in über 70 Ländern medizinische Nothilfe. Die Arbeit von MSF basiert auf den humanitären Prinzipien der Neutralität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit. Am Beispiel Afghanistan wird erkennbar, wie unerlässlich diese Prinzipien sind: Sie sind der Hauptgrund, warum die Arbeit vor Ort weitergeführt werden kann. Mit dem Ende der Kampfhandlungen im August 2021 hat sich die allgemeine Sicherheitslage in Afghanistan etwas verbessert. Mehr Menschen erreichen wieder die Kliniken des MSF und können behandelt werden. Doch die zunehmende Armut und das nicht funktionierende Gesundheitssystem verschärfen die aktuelle humanitäre Krise in Afghanistan. MFS steht weiterhin in Kontakt mit der Regierung in Kabul und den anderen Provinzhauptstädten, in denen sie medizinische Projekte haben, und führt alle Aktivitäten fort. In den Projekten sind weiterhin sowohl afghanische als auch internationale weibliche Mitarbeiterinnen engagiert. Die MFS-Teams sind in sieben Provinzen im Einsatz und leisten dringend notwendige medizinische Hilfe. Von Januar bis Juni 2022 wurden in den MSF-Einrichtungen 21.143 Kinder geboren, 11.599 Menschen mit Masern behandelt, 6.466 chirurgische Eingriffe durchgeführt und 3.792 Menschen stationär gegen Mangelernährung behandelt.

Praxis-Tipp

Einleitung vor Termin hat Vorteile

Ohne medizinischen Grund wird eine Weheninduktion vor dem Geburtstermin in der Regel nicht durchgeführt. Die Ergebnisse einer großen US-amerikanischen Studie sprechen dafür, diese gängige Praxis zu überdenken.

Praxis-Tipp

nur für Fachkreise Keine Antibiotika-Experimente bei Sectio

Um mütterlichen Wundinfektionen nach einer Sectio vorzubeugen, sollte – wie von Fachgesellschaften empfohlen – perioperativ ein Cephalosporin der ersten Generation verabreicht werden. Andere Antibiotikaregime sind weniger effektiv.

Sectio

An die Folgen denken!

Kein Zweifel: Ein Kaiserschnitt kann Leben retten. Immer häufiger wird er aber auch ohne medizinische Indikation durchgeführt. Im Lancet geben Wissenschaftler einen Überblick über die kurz- und langfristigen Konsequenzen für die Gesundheit von Mutter und Kind.

Spina bifida aperta

nur für Fachkreise Kein Vorteil für Sectio

Ein pränatal diagnostizierter Neuralrohrdefekt gilt vielfach als Indikation zur Schnittentbindung. Ob die wissenschaftliche Evidenz das stützt, sollte eine Metaanalyse klären.

Dammriss bei der Austreibung

Eine Frage der Geburtstechnik?

Geburtshilfliche Techniken, die oft von Hebammen angewendet werden, um die Geburt in der Austreibungsphase zu erleichtern, haben einen Effekt auf das Dammrissrisiko.

„Benigne“ Hysterektomie

Manche Patientinnen sind unzufriedener

Nach einer Hysterektomie sind Frauen, die nicht wegen Beckenschmerzen operiert wurden, mit dem Verlauf in der Regel sehr zufrieden. Umstritten ist der Eingriff aber bei Behandlung von Beckenschmerzen, die mit oder ohne Endometriose auftreten.

Qualitätsmonitoring

„Robson“ reduziert Kaiserschnitte

Weltweit steigen die Sectioraten, vor allem in Ländern mit hohem und mittleren Einkommen, immer weiter an. Um unnötige Schnittentbindungen zu vermeiden, bietet sich die Robson-Klassifikation an (auch „10-Punkte-Klassifikation“).

Hyper-Elongation der Sarkomere

Schwangerschaft und Beckenboden

Im Rattenmodell konnte erstmals der Einfluss von Schwangerschaft und Geburt auf die mikroskopische Struktur der Beckenbodenmuskulatur gezeigt werden.

Schwangerschaft nach Totgeburt

Mehr Vorsorge, mehr Kaiserschnitte

Nach einer früheren Totgeburt wird die Folgeschwangerschaft oft besonders gut überwacht. Norwegische Forscher wollten wissen, ob das eine Folge maternaler Ängste ist.

HIV

Kombinationstherapie lässt Fertilität steigen

Dank der antiretroviralen Kombinationstherapie (cART) hat sich der Gesundheitszustand HIV-infizierter Frauen in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert. Das wirkt sich auch auf die Schwangerschaftsraten aus, wie eine US-amerikanische Langzeitstudie zeigt.

 

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