In den Jahren 2002 bis 2012 wurden in einer Klinik für Fetalmedizin in Los Angeles 6232 Amniozentesen durchgeführt. Bei 81 Frauen lag eine erhöhte AFP-Konzentration im Fruchtwasser (mehr als das Doppelte des Medians) vor, in 18 Fällen kombiniert mit einem positiven Acetylcholinesterase- Test (AChE). Von diesen 18 Feten wurde sonographisch bei 13 ein Neuralrohrdefekt diagnostiziert und bei drei ein Bauchwanddefekt. In der Gruppe mit negativer AChE fanden sich ebenfalls zwei Bauchwanddefekte und ein Neuralrohrdefekt. Bei neun der 81 Fälle mit erhöhtem Fruchtwasser-AFP vermutete man andere Ursachen, etwa blutige Amnionflüssigkeit. In 56 Fällen blieb die Sonographie ohne Befund, der in kausalem Zusammenhang mit der AFP-Erhöhung stand.
Wie neonatale Nachuntersuchungen ergaben, detektierte der hochauflösende Ultraschall fetale Verschlussdefekte mit einer Sensitivität von 100%. Beim Fruchtwasser-AFP und AChE ergab sich dagegen nur eine Sensitivität von 77%. Die Kosten für die offensichtlich überflüssigen 6232 AFP- und AChE-Analysen im Untersuchungszeitraum beliefen sich auf fast eine halbe Million Dollar. Nach Ansicht der Autoren sollten dies Gründe genug sein, ein 30 Jahre altes Screening- Paradigma über Bord zu werfen. Sie empfehlen, Fruchtwasser-AFP nur bei unklarem extrem hohen Serum-AFP zu bestimmen. CW