Brust-Rekonstruktion

Gyn-Depesche 5/2005

Am besten autolog, sofort und ohne Muskeln

Die drohende Brustamputation ist für viele Frauen mit das Schlimmste an der Diagnose "Brustkrebs". Deshalb sollte man sie - zusammen mit einem erfahrenen rekonstruktiv-plastischen Chirurgen - möglichst frühzeitig und umfassend über die verschiedenen Möglichkeiten der Brustrekonstruktion beraten.

Für eine Übersicht führten britische Mediziner eine Literaturanalyse durch. Die Wahl der Methode sollte sich in erster Linie nach der Patientin richten: nach Größe und Form der Brüste, nach der Statur, aber ebenso nach persönlichen Vorlieben oder Abneigungen - etwa gegen Silikonimplantate. Wichtig für Art und Zeitpunkt der Rekonstruktion ist zudem, ob eine Bestrahlung der Brust notwendig ist. Diese begünstigt u. a. die Ausbildung von Kontrakturen um Implantate. Normalerweise sind für eine Rekonstruktion mehrere Eingriffe erforderlich. Ein sofortiger Wiederaufbau der Brust im Rahmen der Erstoperation ist für die Patientin in der Regel psychisch weniger belastend, kostensparend und bringt ein besseres kosmetisches Ergebnis. Besonders günstig sind die Resultate, wenn bei ausgewählten T1/T2-Tumoren eine subkutane Mastektomie möglich war. Als Fremdmaterial kann bei kleiner und nicht zu stark ptotischer Brust ein Implantat eingesetzt werden. Lässt sich dessen Volumen durch wiederholte Injektion von Kochsalzlösung über einen von der Brust entfernten Port über mehrere Monate vergrößern, wird von einem Expander gesprochen, da die Haut "mitwächst". Zu den Komplikationen zählen schlechte Lage, Infektion, Deflation, Extrusion, Ruptur und (schmerzhafte) Kapselbildung mit Kontraktur. Letztere ist seltener, wenn Implantate mit texturierter Hülle in einer subpektoralen Muskeltasche platziert werden. Ein Expander kann nach Vergrößerung ersetzt oder nur der Port entfernt werden. Revisionen sind in bis zu 30% der Fälle erforderlich. Als Goldstandard der autologen Rekonstruktion gilt der transverse Musculus-rectus-abdominis-Lappen (TRAM). Meist frei verwendet, lässt sich auch eine relativ große und schwere Brust damit wieder aufbauen. Die OP dauert vier bis sechs Stunden. Zu Bauchwandhernien kommt es in bis zu 11,6% der Fälle. Das Risiko, den ganzen Lappen zu verlieren, wird mit 0,4 bis 5% angegeben. Eine Verfeinerung, die den freien TRAM-Lappen schon an vielen Zentren ersetzt, ist der DIEP-Lappen (deep inferior epigastric perforator), der ohne Rektus-Anteile auskommt. Die OP-Zeit ist um 1, 5 Stunden länger. Für eine relativ kleine Brust eignet sich auch der gestielte Latissimus-dorsi-Lappen, der mit einem Implantat kombiniert wird. Bei einer Variante mit mehr Muskelgewebe kann auch auf das Implantat verzichtet werden. Durch besondere Nahttechnik lässt sich die sonst sehr häufige (bis zu 80%) Serombildung an der Entnahmestelle verringern. Sind die Patientinnen für eine DIEP-Lappenplastik zu dünn, kann ein SGAP-Lappen (superior gluteal artery perforator) aus Haut und Fettgewebe aus dem Gesäß verwendet werden. Von onkoplastischen Techniken wird gesprochen, wenn sich der Tumor in Bereichen befindet, die bei Brustverkleinerung oder bei Mastopexie entfernt werden, und dabei ausreichend weit exzidiert wird. Symmetrie lässt sich durch den analogen Eingriff an der anderen Brust herstellen. Etwa sechs Monate nach dem Wiederaufbau der Brust kann, so gewünscht, auch eine Mamille aufgebaut werden, z. B. aus Gewebe der anderen Brust. Ein Mamillenhof wird meist durch intradermale Tätowierung dargestellt. (CW)

Quelle: Ahmed, S: Breast reconstruction, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 330 (2005), Seiten: 943-948

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