Kombinierte Kontrazeptiva

Gyn-Depesche 3/2020

Androgene Wirkung macht schlauer

Hormone können nach aktueller Studienlage die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen. Offensichtlich auch die Gestagenkomponente oraler Kontrazeptiva.
In Australien testete man die kognitiven Fähigkeiten von 35 Pillenanwenderinnen. 18 nahmen ein Kombinationspräparat mit Levonorgestrel, einem androgen wirkenden Gestagen. Die restlichen Teilnehmerinnen verwendeten ein Präparat der 3. oder 4. Generation mit einer eher anti-androgenen Gestagenkomponente. Die Tests wurden jeweils am 7. bis 10. Zyklustag sowie am 3. bis 5. Tag des hormonfreien Intervalls durchgeführt. Zwischen beiden Pillenphasen zeigten sich in keinem der untersuchten kognitiven Bereiche signifikante Unterschiede, wohl aber zwischen den Pillengenerationen: Frauen, die ein Kontrazeptivum mit einem androgen wirkenden Gestagen einnahmen, schnitten bei allen räumlich-visuellen Testaufgaben deutlich besser ab. Auch die sozial-emotionalen Fähigkeiten, die durch das Erkennen der Gefühlslage von Gesichtern abgefragt wurden, schienen bei ihnen besser ausgeprägt zu sein. Bei den verbalen, exekutiven und psychomotorischen Funktionen und der Aufmerksamkeit ergaben sich dagegen keine Unterschiede. Räumlich-visuelle Fähigkeiten gelten schon länger als eine eher männliche Domäne. Dass sie auch durch eine androgen wirkende Gestagenkomponente der Pille gefördert werden können, erstaunt nicht. Unerwartet kam dagegen auch für die Studienautoren die Beobachtung, dass diese offenbar auch die Erkennung von Emotionen durch männliche Hormone verbessern. CW
Quelle: Gurvich C et al.: Effects of oral contraceptive androgenicity on visuospatial and social-emotional cognition: a prospective observational trial. Brain Sci 2020; doi: 10.3390/brainsci10040194
ICD-Codes: Z30.

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