Das postmenopausale Hormondefizit sollte nicht einfach hingenommen werden, meinen zwei texanische Wissenschaftler. Da Östrogene auch nach der Menopause für die homöostatischen und metabolischen Vorgänge im Organismus unverzichtbar seien, propagieren sie eine postmenopausale Östrogensubstitution mit im Zeitverlauf kontinuierlich abnehmender Dosierung. Diesem Vorgehen liegt das Konzept der „Eu-Östrogenämie“ zugrunde: Für jedes Lebensalter der Frau, so die Annahme, existiert eine bestimmte Östrogenkonzentration, bei welcher die von den verschiedenen Organsystemen explizierten Östrogenrezeptoren optimal und dauerhaft funktionsfähig bleiben. Erfolgt nach dem physiologischen Abfall der Hormonspiegel eine Re-Östrogenisierung innerhalb des sogenannten „kritischen Zeitfensters“, kann die Rezeptorfunktion vollständig wiederhergestellt werden. Ist hingegen der „point of no return“, den die Autoren als „Geripause“ bezeichnen, bereits überschritten, setzt eine Östrogenresistenz der Rezeptoren ein. Eine Östrogengabe ist dann wirkungslos oder hat sogar schädigende Effekte.
Vasomotorische Symptome treten bei den meisten Frauen bereits mehrere Jahre vor der letzten Menstruation auf. Der Beginn der vasomotorischen Instabilität stellt möglicherweise den Anfang einer vulnerablen Phase dar. Eine Östrogensubstitution zur Aufrechterhaltung der Eu-Östrogenämie, so die Autoren, sollte bereits ab diesem Zeitpunkt in Erwägung gezogen werden, um beispielsweise die Endothelfunktion und damit die kardiovaskuläre Gesundheit zu erhalten. Auch bezüglich der Seh-, Hör- und Gleichgewichtsfunktion, der Hautund Zahngesundheit, der Leberfunktion, der Glucosehomöostase, der psychiatrischen Gesundheit, des Apoplexrisikos sowie des Risikos für Demenzerkrankungen seien protektive Effekte der Eu-Östrogenämie zu erwarten. LO