Die Pathomechanismen der MS finden in allen Phasen der Erkrankung statt, erläuterte Prof. Sebastian Rauer, Freiburg, durchlaufen aber eine zeitliche Entwicklung. Die klassischen Verlaufskategorien CIS, RMS und SPMS könnten folglich aufeinanderfolgende Phasen derselben Grunderkrankung, mithin ein Kontinuum darstellen. Interessanterweise kam in den Ocrelizumab-Studien OPERA I und II bei RMS-Patienten „der mit Abstand größte Anteil an Behinderung durch eine schubunabhängige Progression (PIRA) zustande.“
Dass die frühzeitige Intervention den MS-Verlauf positiv beeinflusst, wird u. a. durch die Daten einer britischen Kohortenstudie unterstrichen: RMS-Patienten, die aufgrund einer aktiven MS früh intensiv therapiert wurden, zeigten gegenüber Patienten unter initialer Basistherapie eine verlangsamte Progression.
Die langfristig Reduktion von Krankheitsaktivität und Behinderungsprogression - bei weiterhin positivem Nutzen-Risiko-Profil - belegen auch die Daten der beiden OPERA-Studien und ihrer offenen Verlängerungen: Durchgängig über fünf Jahre mit Ocrelizumab behandelte RMS-Patienten erzielten gegenüber jenen, die erst nach zwei Jahren von Interferon beta-1a (s.c.) auf den CD20-Antikörper umgestellt wurden, eine deutlich geringere Schubrate und langsamere Behinderungprogression. Die frühzeitige und anhaltende Therapie mit Ocrelizumab führt also zu „einem Vorsprung, der nicht mehr eingeholt werden kann“, betonte der Experte.
„Es ist wichtig, bei Krankheitsaktivität bisherige Therapiestrategien zu hinterfragen und die uns zur Verfügung stehenden hochwirksamen Therapieoptionen wie Ocrevus frühzeitig einzusetzen“, fasste Rauer zusammen. „Nur so haben wir die Chance, rechtzeitig zu reagieren, eine bestehende Krankheitsaktivität frühzeitig zu unterdrücken und damit einer irreversiblen Verschlechterung der Mobilität und der täglichen Lebensqualität des Patienten entgegenzuwirken – sowohl bei RMS als auch bei PPMS.“ JL