Harnwegsinfektion

Gyn-Depesche 6/2005

Antibiotikatherapie trotz negativem Stix?

Eine Antibiotikatherapie kann die Symptome einer bakteriellen Harnwegsinfektion effizient reduzieren. Inwieweit eine antibiotische Behandlung auch bei Patientinnen mit Symptomen einer Dysurie, jedoch mit negativem Standard-Urinstreifentest hilfreich ist, wurde nun erstmals von neuseeländischen Wissenschaftlern in einer randomisiert-kontrollierten Studie untersucht.

Es wurden Daten von 59 Frauen im Alter zwischen 16 und 50 Jahren ausgewertet, die sich mit klinischen Symptomen einer unkomplizierten Harnwegsinfektion (Dysurie und häufiger Harndrang) in zufällig ausgewählten Grundversorgerpraxen vorstellten. Der Urinstreifentest (Mittelstrahlurin) für Leukozyten und Nitrit war bei allen Frauen negativ ausgefallen. Ausschlusskriterien waren nachgewiesener Harnwegsinfekt oder Behandlung wegen HWI im letzten Monat. Die Patientinnen erhielten drei Tage lang entweder 300 mg Trimethoprim (n = 26) oder ein Plazebo (n = 33). Sie dokumentierten über sieben Tage den Symptomverlauf und Nebeneffekte und wurden im Anschluss daran am Telefon interviewt. Die Zeit bis zum Abklingen der Dysurie betrug unter Trimethoprim im Median drei Tage, unter Plazebo fünf Tage. Unter Dysurie litten am dritten Tag noch 24% der Frauen aus der Verum- und 74% aus der Plazebogruppe. Ein Unterschied blieb auch noch bis zum siebten Tag bestehen (10% vs. 41%). Die "number needed to treat" betrug hierfür vier Patientinnen. Fiebergefühl oder Schüttelfrost fanden sich bei weniger als einem Drittel pro Gruppe und besserten sich unter Verum nach zwei, unter Plazebo im Median nach sechs Tagen. Bei anderen Symptomen fanden sich keine signifikanten Unterschiede. Bei fünf von 59 Frauen (drei in der Verum- und zwei in der Plazebogruppe) wurde trotz des negativen Urintests in der vor der Behandlung angelegten Urinkultur ein spezifisches Wachstum (viermal Escherichia coli, einmal Klebsiella pneumoniae) nachgewiesen. Der negative prädiktive Wert des Urinstreifentests lag damit bei 92%. Welche Charakteristika der Patientinnen bzw. der Beschwerden auf eine Response am dritten Tag schließen lassen, konnte, anders als geplant, in der Studie nicht festgestellt werden, da die Ansprechrate insgesamt so hoch ausfiel. Eine symptombezogene Antibiotikatherapie stellt jedoch vor allem im Hinblick auf Nebeneffekte, Superinfektionen oder bakterielle Resistenzen ein Dilemma dar. Um eine unnötige Antibiotika-Exposition zu vermeiden, sind daher weitere Untersuchungen nötig, die eine genauere Identifizierung von Patientinnen ermöglichen, die von einer Antibiotikatherapie profitieren werden.

Quelle: Richards, D: Response to antibiotics of women with symptoms of urinary tract infection but negative dipstick urine test results: double blind randomised controlled trial, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 331 (2005), Seiten: 143-146

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