Problematischer Alkoholkonsum

Gyn-Depesche 1/2016

Auch auf besondere Trinkanlässe achten

Bei Befragungen zum Trinkverhalten bleibt der Konsum alkoholischer Getränke bei besonderen Gelegenheiten wie Feiern, Wochenenden, Ferien etc. oft unberücksichtigt, kann aber maßgeblich zum Gesamtkonsum beitragen. So klafft zwischen der herkömmlichen Erfassung des Alkoholkonsums und den Verkaufszahlen in England eine Lücke von mehr als 40%. Dort wurde nun untersucht, inwieweit dieser „außerordentliche“ vom „typischen“ Konsum abweicht.

Forscher befragten 6085 Menschen im Alter von über 16 Jahren zu ihrem Alkoholkonsum im vergangenen Jahr. Dabei berücksichtigten sie explizit spezielle Anlässe wie Partys, Ferien, Urlaube und den Wochenendkonsum. Eine Einheit Alkohol wurde mit acht Gramm definiert. In der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen wurde am wenigsten getrunken, ebenso von Menschen asiatischer Herkunft. Von den verbleibenden 4604 Personen mit regelmäßigem Alkoholkonsum tranken gut situierte, weiße Männer unter 75 Jahren am meisten (besonders hoch war der Konsum bei den 16- bis 34-Jährigen sowie den 45- bis 54-Jährigen).
Der „typische“ Konsum lag im Gruppendurchschnitt bei 84 Gramm Alkohol pro Woche, der Gesamtkonsum mit plus 14 Gramm aber erheblich darüber. Mit plus 18 Einheiten bzw. 144 Gramm Alkohol pro Woche erhöhte die Berücksichtigung der speziellen Trinkanlässe die Trinkmenge bei den 25- bis 34-Jährigen am stärksten – unabhängig vom Geschlecht. Je älter die Befragten waren, desto eher zeigte sich keine Erhöhung des Gesamtkonsums, am deutlichsten war dies bei Frauen zwischen 65 und 74 Jahren.
Übertragen auf die Bevölkerung Englands lässt sich durch die Berücksichtigung der speziellen Trinkanlässe ein Mehrkonsum von 120 Millionen Einheiten Alkohol annehmen, dies entspricht etwa zwölf Millionen Flaschen Wein, so die Autoren. Dies macht 41,6% der Differenz zwischen Umfrageergebnissen und den Alkoholverkaufszahlen aus. NW
Quelle:

Bellis MA et al.: Holidays, celebrations, and commiserations: measuring drinking during feasting and fasting to improve national and individual estimates of alcohol consumption. BMC Med 2015; 13: 113 [Epub 22. Mai; doi: 10.1186/s12916-015- 0337-0]

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