In einer Klinik für Sexualmedizin wurden retrospektiv die Vulvoskopie-Aufnahmen von 614 Patientinnen mit sexueller Dysfunktion ausgewertet. In 140 Fällen fanden sich klitorale Adhäsionen. Davon wurden 22% aufgrund einer Verklebung des Präputiums im Bereich von mehr als drei Vierteln der Glans clitoridis als schwer eingestuft, 34% als mittelgradig und 44% als leicht. Sexuelle Funktionsstörungen bestanden im Mittel seit sechs Jahren. Die Hälfte der Patientinnen mit einer Klitorisadhäsion war postmenopausal.
Als wichtigste Risikofaktoren für eine Vorhautverklebung offenbarten sich: eine frühere Mykose (bei 71%), HWI (56%), ein stumpfes Trauma des Perineums (24%) und Lichen sclerosus (6%). Der freie Testosteronwert lag bei den Betroffenen mit im Mittel 0,245 ng/dl unterhalb des Referenzbereichs von 0,6 bis 0,8 ng/dl. Obwohl nur 14% der Betroffenen die Sprechstunde aufgrund von Schmerzen im Bereich der Klitoris aufgesucht hatten, waren sexuell bedingte Schmerzen hauptverantwortlich für funktionelle Beschwerden.
Aufgrund der Prävalenz von mehr als 20% bei Patientinnen mit sexuellen Funktionsstörungen halten die Autoren eine routinemäßige Inspektion der Klitoris mithilfe eines vergrößernden Vulvoskops bei der gynäkologischen Untersuchung für dringend erforderlich. CW