Blasen-Mikrobiom

Gyn-Depesche 1/2020

Auf dem Weg zur molekularen Diagnostik

Der Harnblasen-Inhalt gesunder Frauen ist nicht so steril, wie man lange dachte. Mit molekularbiologischen Methoden lassen sich Bakterien nachweisen, die zur normalen Flora gehören. Eine atypische Besiedlung korreliert mit klinischen Symptomen.
Nachdem man lebende Bakterien im Blasenurin asymptomatischer Frauen nachgewiesen hatte, wollten Mitarbeiter mehrerer Zentren in den USA den Normalzustand des Urobioms hinsichtlich der Besiedlung mit Hilfe einer Querschnittsstudie eruieren. Man charakterisierte die Flora im Katheterurin von 224 erwachsenen Frauen ohne Inkontinenz mit verfeinerten Kulturtechniken und Gensequenzierung.
Der häufigste Urobiom-Typ war geprägt von Lactobacillus-Arten. Die Gattungen Gardnerella und Escherichia fand man hauptsächlich bei jüngeren bzw. älteren Frauen. Eine Folgerung der Autoren: Für die Interpretation üblicher Urintests sollte man wissen, dass es Gardnerella- und Escherichia-Urotypen gibt, ohne dass Hinweise auf eine klinische Störung vorliegen. Bei der Betreuung von Frauen mit Harnwegsproblemen sollte versucht werden, ein natürliches Urobiom zu erhalten oder wiederherzustellen. Eine Anomalie der physiologischen Besiedlung der Blase, hervorgerufen etwa durch unkritischen Einsatz von Antibiotika, kann zu einer Anfälligkeit für die Einwanderung pathogener Harnkeime oder zu einer Überwucherung mit opportunistischen Bakterien führen.
Künftig sollte man in Längsschnittstudien die Reaktionen des Urobioms auf verschiedene Therapien analysieren. WE
Quelle: Price TK et al.: The urobiome of continent adult women: a cross-sectional study. BJOG 2020; 127: 193-201

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