Hormone und Migräne

Gyn-Depesche 5/2018

Auf der Suche nach Ratschlägen

Die weiblichen Hormone spielen eine Rolle in der Pathogenese der Migräne. Sie beginnt meist nach der Pubertät und bessert sich nicht selten während einer Schwangerschaft und nach der Menopause. Kann man Hormone für die Therapie nutzen?

Es wurde immer wieder versucht, den Ver-lauf einer Migräne durch Manipulationen des weiblichen Zyklus zu beeinflussen. Man fand eine Assoziation zwischen der Einnah-me kombinierter hormoneller Kontrazeptiva (COC) und einem gesteigerten Risiko für ischämische Apoplexie. Nach Empfehlungen von EHF (European Headache Federation) und ESCRH (European Society of Contracep-tion and Reproductive Health) sollten Frauen mit Migräne mit Aura (MA) und solche mit Migräne ohne Aura (MO) plus zusätzlichen Risikofaktoren für Hirnschlag keine COC nehmen. Reine Progesteron-Präparate kön-nen sie verwenden. Leitlinien für die Behandlung der Migräne mit Hormonen gibt es bislang nicht. Die ge-nannten Gesellschaften versuchten deshalb, solche zu erarbeiten (dünne Datenbasis): Die Desogestrel-Pille (75 μg/d) kann man-chen Frauen mit MA oder MO helfen. In kar-diovaskulärer Hinsicht ist das eine sichere Maßnahme. Bei einigen verschlechtert sie allerdings das Leiden. COC mit verlängerter Einnahme sind für solche Frauen besser als das konventionelle 21/7-Schema, sofern sie MO und keine zusätzlichen Risiken haben. Am besten fahren damit Frauen mit Östro-genentzugs- Kopfschmerzen bzw. Migräne im pillenfreien Intervall. Weniger sicher ist der Nutzen eines verkürzten pillenfreien In-tervalls. Frauen, die Migräneattacken wäh-rend natürlicher Zyklen erleiden, könnte Est-radiol- Gel helfen. Auch Estradiol-Pflaster kä-men im Prinzip infrage, aber die die optima-le Dosis ist ungeklärt. WE
Quelle:

Sacco S et al.: Effect of exogenous estrogens and progestogens on the course of migraine during reproductive age: a consensus statement by the European ... J Headache Pain 2018; 19(1): 76

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