Aneuploidie in zellfreier fetaler DNA erkennen

Gyn-Depesche 6/2017

Aussagekraft noch immer gering

Nichtinvasive Tests mit zellfreier fetaler DNA (cffDNA) aus dem mütterlichen Plasma halten immer mehr Einzug in die Pränataldiagnostik. Britische Forscher nahmen deren diagnostische Genauigkeit unter die Lupe. Dabei stellten sie fest, dass die Aussagekraft nicht für alle Fragestellungen überzeugend war.

Kommentar

Nach einem suspekten Ergebnis des Ersttrimester- Screenings kann die cffDNA-Analyse dazu beitragen, die Rate invasiver Verfahren zu reduzieren. Weil das Verfahren mit einem sehr geringen Aufwand für die Patientin und keinem Risiko für das Baby verbunden ist, bietet es zudem mehr Frauen die Sicherheit, kein Kind mit Down-Syndrom oder einer anderen Aneuploidie zu bekommen. Wie die RAPID-Studie zeigte, veranlasst auch ein positives Testergebnis nicht mehr Frauen zum Schwangerschaftsabbruch. Viele Frauen scheinen dieses stattdessen zu nutzen, um sich auf die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom vorzubereiten.

Mackie A: Using cell-free fetal DNA as a diagnostic and screening test: current understanding and uncertainties. Ebd. 47
Die Literaturrecherche in medizinischen Datenbanken ergab 117 relevante Kohortenstudien, die die Zuverlässigkeit cffDNA-basierter nichtinvasiver Pränataltests in Einlingsschwangerschaften evaluierten. Dabei wurden 18 unterschiedliche Erbfaktoren untersucht. Mithilfe bivariater Metaanalysen, die die Korrelation zwischen Sensitivität und Spezifität einkalkulieren, berechnete man die Diagnosesicherheit der verschiedenen Indikationen.
Zur Bestimmung des fetalen Geschlechts und des Rhesus-D-Status erwies sich die Treffgenauigkeit als ausreichend hoch, um den Einsatz des nichtinvasiven Verfahrens als diagnostischen Test zu rechtfertigen. Ob Junge oder Mädchen, wurde in über 11 000 Tests mit einer Sensitivität von 98,9% und einer Spezifität von 99,6% richtig vorhergesagt. Während sich die dabei eingesetzten Testverfahren hinsichtlich der Sensitivität nicht unterschieden, schnitt die quantitative Real-time-PCR bei der Spezifität besser ab als die konventionelle PCR (99,9 versus 93,9%). Beim Rhesus-D-Status betrug die Sensitivität 99,3% und die Spezifität 98,4%. Auch hier ergab sich ein Vorteil für die quantitative Real-time-PCR, allerdings in puncto Sensitivität.
Die Genauigkeit der Vorhersage einer Trisomie 21, 18 und 13 war aufgrund technischer Fortschritte zwar besser als in älteren Reviews. Dennoch gehören diese Tests nach Ansicht der Autoren in den Bereich der Screening-Instrumente. Denn: Durch die geringere Prävalenz der Aneuploidien fielen der positive prädiktive Wert und die Falsch-positiv-Rate schlechter aus. Deshalb ist hier eine Bestätigung durch einen invasiven Test notwendig. Eine geringere Falsch-positiv-Rate und folglich ein geringerer Bedarf an invasiven Verfahren ergab sich rechnerisch bei Frauen nach einem positiven Ersttrimester-Screening. CW
Quelle:

Mackie FL et al.: The accuracy of cell-free fetal DNA-based non-invasive prenatal testing in singleton pregnancies: a systematic review and bivariate meta-analysis. BJOG 2017; 124: 32-46

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