Erythrozyten-Parasitose

Gyn-Depesche 4/2022

Babesiose ähnelt HELLP-Syndrom

Babesia microti wird von Zecken übertragen und befällt die Erythrozyten. Die Infektion mit diesem einzelligen Parasiten während der Schwangerschaft kann ein HELLP-Syndrom vortäuschen, berichten Forschende aus dem US-
Bundesstaat Connecticut.
Sie schildern den Fall einer 44-jährigen Schwangeren mit einer Geminigravidität, die mit 35 Schwangerschaftswochen Fieber, Schwäche und Kurzatmigkeit, Petechien sowie Beinödeme entwickelt hatte. Obwohl eine ausgeprägte Thrombozytopenie, Proteinurie und erhöhter Aspartat-Aminotransferase(ASAT)-Werte zunächst auf ein HELLP-Syndrom hingedeutet hatten, sprachen der niedrig-normale Blutdruck sowie der normwertige Alanin-Aminotransferase(ALAT)-Spiegel gegen diese Diagnose. Im Blutausstrich stellten sich intraerythrozytären Parasiten (Babesia microti) dar. Die Patientin erhielt Erythrozyten- und Thrombozytentransfusio-nen sowie Clindamycin und Chinin. Am Folgetag wurden zwei gesunde Jungen per Notkaiserschnitt geboren.
Die Kolleg:innen überwachten die Kinder mittels täglicher Blutausstrich- und PCR-Kontrollen. Bei einem Kind fielen diese nach vier Tagen positiv aus, sodass eine Behandlung beider Neugeborenen mit Azithromycin und Atovaquon eingeleitet wurde. Während die Kinder asymptomatisch blieben, nahm die Babesiose bei der Mutter einen schweren Verlauf. Sie konnte jedoch nach zwölf Tagen wieder nach Hause entlassen werden.
In Connecticut tritt die Babesiose endemisch auf, so die Forschenden. Säuglinge und alte Menschen, Personen mit einer Asplenie, einer Immunsuppression aber auch Schwangere haben ein hohes Risiko für einen symptomatischen Verlauf. Wie der geschilderte Fall zeigt, ist auch eine vertikale Transmission möglich. LO
Quelle: Pashankar R et al.: A woman pregnant with twins has fever...Lancet 2022; 399(10327): e10; doi: 10.1016/S0140-6736(22)00315-4
ICD-Codes: O14.2

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