Die CIN2 stellt die Behandelnden vor ein klinisches Dilemma: Eine invasive Therapie mittels elektrochirurgischer Resektion schützt zwar vor einem Fortschreiten der Läsion zu höhergradigen präkanzerösen Läsionen bzw. einem Karzinom, schwächt aber die Zervix und erhöht auf diese Weise das Risiko für Spätaborte und Frühgeburten in einer späteren Schwangerschaft, erläutern die Forschenden.
Mithilfe einer prospektiven Langzeitstudie gingen sie der Frage nach dem Spontanverlauf unbehandelter CIN2-Läsionen bei Frauen im Alter zwischen 25 und 30 Jahren nach. Das Studienkollektiv umfasste 127 Patientinnen mit einer kolposkopisch vollständig darstellbaren Plattenepithel-Zylinderepithelgrenze und histologisch diagnostizierter CIN2. Alle Frauen absolvierten innerhalb der folgenden zwei Jahre regelmäßig kolposkopische und zytologische Kontrolluntersuchungen inklusive HPV-Tests sowie mindestens zwei Zervixbiopsien im Abstand von sechs Monaten.
45 Frauen (35 %) waren bei Studieneinschluss HPV16-positiv. Innerhalb der folgenden 24 Monate beobachteten die Wissenschaftler:innen bei 91 Patientinnen (72 %) eine partielle oder vollständige Rückbildung der CIN2-Läsion. Bei den HPV16-positiven Frauen betrug die Regressionsrate nur 51 %, bei allen anderen Frauen (HPV-negativ, HPV18- positiv, HPV-non16/18- positiv) dagegen 83 % (p = 0,0001). Eine Progression zu einer CIN3+-Läsion erlitten 34 Patientinnen (27 %). Bei HPV16-Nachweis betrug die Progressionsrate 47 %, bei Nicht-HPV16-Positivität dagegen nur 16 % (p = 0,0002).
Die Mehrzahl der Regressionen und Progressionen ereigneten sich innerhalb von 15 Monaten. Eine CIN2 bei einer HPV16-negativen Patientin im Alter zwischen 25 und 30 Jahren kann – bei vollständig einsehbarer Plattenepithel-Zylinderepithelgrenze – aktiv überwacht werden, meinen die Forschenden. Bei HPV16-Positivität sollte dagegen eine zeitnahe Therapie angestrebt werden.