In einer Klinik in Jeddah (Saudi-Arabien) nahmen 107 sudanesische Frauen an einer Querschnittsstudie teil. Nach eigenen Angaben waren alle Frauen in der Kindheit nach „Sunna“-Art „beschnitten“ worden – was eine Typ-I-FGM (Klitoridektomie) beschreibt. Die gynäkologische Untersuchung ergab jedoch bei 25% eine Typ-II-FGM (Exzision der Klitoris, Labia minora und evtl. Labia majora) und bei 36% eine Typ-III-FGM (Infibulation). Knapp die Hälfte der Frauen hatte einen Universitätsabschluss. Auskunft über ihre Sexualfunktion gab die arabische Version des Female Sexual Functioning Index (ArFSFI). Bei 92,5% der Frauen lag der erreichte Score unterhalb des Wertes für eine sexuelle Dysfunktion. Umso höher der Grad der Beschneidung, umso niedriger war der Wert – sowohl bei der Gesamtpunktzahl als auch in sämtlichen Einzeldomänen. Diese Assoziation verstärkte sich sogar noch, wenn Kovariablen wie Alter, Kinderzahl und Bildungsgrad berücksichtigt wurden. Die Studienautoren verliehen ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Ergebnisse dazu beitragen, FGM weniger zu praktizieren. Zudem verweisen sie auf die Notwendigkeit, sich sowohl in Studien als auch im Praxisalltag nicht auf die Angaben der Betroffenen zum Ausmaß ihrer Verstümmelung zu verlassen. CW
Genitalverstümmelung
Beschnittene Sexualfunktion
Die negativen gesundheitlichen Folgen der weiblichen Genitalbeschneidung – oder besser Genitalverstümmelung – (female genital mutilation, FGM) sind hinreichend erforscht. Ihre Auswirkungen auf die Sexualfunktion weniger. Saudi-arabische Wissenschaftler machten sich daran, diese Wissenslücke zu füllen.
Rouzi AA et al.: Effects of female genital mutilation/ cutting on the sexual function of Sudanese women: a cross-sectional study. Am J Obstet Gynecol 2017; 217: 62.e1-6