Prämenstruelle Dysphorie

Gyn-Depesche 6/2019

Bringt Kontrazeption Abhilfe?

Die premenstrual dysphoric disorder (PMDD) kann fertile Frauen erheblich belasten. Die Störung hängt offenbar mit den hormonellen Veränderungen vor der Regel zusammen. Die Hypothese liegt nahe, dass man sie mit kontrazeptiven Methoden beeinflussen kann.
Bei PMDD treten im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus Symptome psychischer und physischer Art auf. Sie geben sich innerhalb der ersten Woche nach der Menstruation wieder. Der Beginn kann bis zu 14 Tage vor den Blutungen liegen, zur Zeit der Ovulation oder während der Lutealphase. Zu den Beschwerden gehören Reizbarkeit, Angst, Depression und Stimmungsschwankungen, außerdem Schwäche und Konzentrationsstörungen. Sie können die Alltagsaktivitäten erheblich stören.
Man nimmt an, dass Progesteron, dessen neuroaktiver Metabolit Allopregnanolon und Serotonin eine Rolle spielen, wie eine Arbeitsgruppe aus Los Angeles erläutert. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Störungen der GABAergen Transmission im Gehirn eine wichtige Rolle für die Pathophysiologie der PMDD spielt.
Östrogene und Progesteron können die serotonerge Transmission i m G ehirn s tören. E s ist b elegt, d ass SSRI (selektive S erotonin- Reuptake-Inhibitoren) und SNRI die PMDD-Beschwerden lindern. Psychopharmaka, die das Serotonin nicht beeinflussen, tun das nicht. Die Gabe von SSRI birgt allerdings das Risiko von Nebenwirkungen, wie Übelkeit und nachlassende Energie.
Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), kann PMDD ebenfalls bessern. Der Effekt tritt langsamer ein als der der Antidepressiva, hält aber länger an. Es ist denkbar, sie in Kombination mit anderen Methoden einzusetzen.
Auch kombinierte hormonelle Kontrazeptiva, insbesondere eine Pille mit 20 μg Ethinylestradiol (EE) und 3 mg Drospirenon, in einem verlängerten Zyklus (24/4) verabreicht, zeigten signifikante Wirkungen. Kontrazeptive Methoden, bei denen nur ein Gestagen zugeführt wird, können die Beschwerden eines PMDD eher verschlechtern. Das gilt für Intrauterinsysteme (IUD), Pillen, injizierte und subdermale Präparate.
Der Arzt, der Frauen mit Kontrazeptionswunsch berät, sollte wissen, ob sie an PMDD oder an Stimmungsstörungen leidet. Ein Kupfer- IUD ist für solche Patientinnen die unproblematischste Option für eine langwirkende reversible Verhütung (LARC). Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva können positiv wirken; eine Kombination mit einem serotonergen Antidepressivum ist denkbar. Barrieremethoden und „natürliche“ Familienplanung bergen kein psychisches Risiko, sind aber weniger zuverlässig. WE
Quelle: Rapkin AJ et al.: Contraception counseling for women with premenstrual dysphoric disorder (PMDD): current perspectives. Open Access J Contrac 2019; 10: 27-39
ICD-Codes: N94.3

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