Zellen des lobulären Mammakarzinoms.

Lobuläres und duktales Mammakarzinom

Gyn-Depesche 6/2022

Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs

Eine groß angelegte Registerstudie untersuchte die klinisch-pathologischen Merkmale und Ergebnisse im Vergleich von Patientinnen mit invasivem duktalem und lobulärem Brustkrebs.
Das invasive lobuläre Karzinom (ILC) ist der häufigste spezielle Subtyp von Brustkrebs und macht etwa 10–15 % aller Brustkrebsfälle aus. Wegen seiner Seltenheit tendierten Onkologen bisher dazu, diese Krebsart auf die gleiche Weise wie den häufigeren duktalen Brustkrebs (IDC) zu betrachten und zu behandeln. Zunehmend wird jedoch akzeptiert, dass das ILC im Vergleich zum IDC unterschiedliche klinische, histologische, molekulare und biologische Merkmale aufweist. Große aktuelle Datensätze, die einen Vergleich der klinisch-pathologischen Merkmale zwischen ILC und IDC ermöglichen, waren bisher nur begrenzt verfügbar. Daher haben Wissenschaftler:innen der Cleveland Clinic, des University of Pittsburgh Medical Center und der Ohio State University ein lobuläres Brustkrebsregister erstellt, das Fälle von 1990 bis heute umfasst. Eine aktuelle Analyse aus diesem Register mit 33.662 Patienten aus 3 klinischen Zentren untersuchte nun klinisch-pathologische Merkmale und Ergebnisse im Vergleich von Patientinnen mit ILC (n = 3.617) und IDC (n = 30.045).
Die Ergebnisse: Im Vergleich zu IDC wurden Patienten mit ILC häufiger in späteren Stadien und mit mehr Lymphknotenbefall diagnostiziert (korrigierter P < 0,001). Östrogenrezeptor-positive ILCs waren von geringerem Grad (Grad 1 und 2: 90 % bei ILC vs. 72 % bei IDC), aber von größerer Größe (T3 und 4: 14,3 % bei ILC vs. 3,4 % bei IDC) (korrigierter P < 0,001). Seit 1990 hat die durchschnittliche ILC-Größe, die bei der Diagnose festgestellt wurde, jährlich zugenommen. Bei Patientinnen mit Östrogenrezeptor (ER)-positivem ILC wurden statistisch gesehen signifikant mehr Mastektomien durchgeführt im Vergleich zu ER-positiven IDC (57 % gegenüber 46 %). Die Kaplan-Meier-Analyse ergab, dass Patienten mit ER-positivem ILC ein statistisch signifikant schlechteres krankheitsfreies Überleben und Gesamtüberleben hatten als ER-positive IDC, obwohl 6-mal mehr IDCs durch den OncotypeDx-Genexpressionstest als Hochrisiko eingestuft wurden. Die Forschenden identifizierte also bedeutsame Unterschiede in den klinisch-pathologischen Merkmalen zwischen ILC und IDC. Dies sei ein weiterer Beweis dafür, dass es sich um zwei verschiedene Entitäten handele, die eine unterschiedliche klinische Behandlung erforderten, so das Fazit der Wissenschaftler:innen. AZ
Quelle: Oesterreich S et al: Clinicopathological Features and Outcomes Comparing Patients With Invasive Ductal and Lobular Breast Cancer. JNCI J Natl Cancer Inst (2022) 00(0): djac157, 14 October 2022, DOI: 10.1093/jnci/djac157
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