Gestationsdiabetes

Gyn-Depesche 7/2005

BZ-Einstellung reduziert Geburtskomplikationen

Einen Gestationsdiabetes entwickeln 2 bis 9% aller Schwangeren. Dieser wird häufig mit einer höheren Inzidenz perinataler Komplikationen in Verbindung gebracht. Dass ein gezieltes Screening und die Senkung des Blutglukosespiegels dieses Risiko tatsächlich verringern, war bislang nicht nachgewiesen worden.

In eine australische Studie eingeschlossen wurden Schwangere nach oGTT mit 75 g in der 24. bis 34. SSW mit Nüchternwerten unter 140 mg/dl und 140 bis 198 mg/dl nach 2 h. Nach einer zu Studienbeginn noch gültigen, 1998 geänderten WHO-Definition wiesen sie eine Glukose-Intoleranz in der Schwangerschaft auf. 490 Patientinnen erhielten individuelle Diätpläne, Anleitung zur BZ-Selbstkontrolle und bei Bedarf Insulin, während bei 510 Patientinnen der Kontrollgruppe nur die übliche Schwangerschaftsvorsorge stattfand. Durch die Intervention sollte ein Nüchtern- bzw. präprandialer BZ unter 99 mg/dl und ein postprandialer 2-h-Wert nicht über 126 mg/dl erreicht werden. Bei 20% der Frauen ließ sich dies nur mit Insulintherapie erzielen. In der Vergleichsgruppe erhielten nur 3% der Schwangeren Insulin. Die Folge der besseren BZ-Einstellung: Die Inzidenz schwerwiegender perinataler Zwischenfälle wie Kindstod, Schulterdystokie, Frakturen oder Nervenverletzungen war signifikant geringer (1 vs. 4%). In der Interventionsgruppe überlebten alle Babys, in der Kontrollgruppe kam es zu fünf perinatalen Todesfällen, Makrosomie (4 kg Geburtsgewicht und mehr) fand sich bei 10 vs. 21%. Allerdings wurde die Geburt in der Interventionsgruppe häufiger eingeleitet; das Gestationsalter war dementsprechend geringer. Mehr Babys wurden initial besonders überwacht. Beides kann nach Ansicht der Autoren aber auf die Kenntnis der Diagnose "Gestationsdiabetes" zurückzuführen sein. Der Anteil der Schnittentbindungen war gleich. Die Frauen wurden nach den ersten sechs Wochen der Studie und drei Monate nach der Entbindung (n = 573) befragt. Die Interventionsgruppe war zufriedener mit ihrem Gesundheitszustand, wenn auch nicht in allen Punkten des SF-36 signifikant. Auf der Edinburgh Postnatal Depression Scale wurden seltener (8 vs. 17%) depressionsverdächtige Scores erzielt.

Quelle: Crowther, CA: Effect of treatment of gestational diabetes mellitus on pregnancy outcomes, Zeitschrift: NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE, Ausgabe 352 (2005), Seiten: 2477-2546

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