Endometriumkarzinom

Gyn-Depesche 4/2018

Chirurgische Konzepte im Vergleich

Endometriumkarzinome werden meist in einem frühen Stadium entdeckt. Die Therapie ist dann meist chirurgischer Art. Neben dem konventionellen offenen Eingriff werden zunehmend minimal invasive Verfahren, auch solche mit Robotertechnik, eingesetzt – ein Fortschritt?

Die Laparotomie, also die offene Chirurgie, war früher das Standardverfahren zur Therapie von Endometriumkrebs. Etliche Studien zeigten aber, dass laparoskopische Verfahren weniger postoperative Komplikationen nach sich ziehen und den Krankenhausaufenthalt verkürzen. Im krankheitsfreien wie auch im Gesamt-Überleben scheint dagegen kein Unterschied zu bestehen. Aus diesen Gründen sind die minimal invasiven Methoden inzwischen zum Standard geworden.
Wie sich die Art des Vorgehens auf die Ergebnisse aus der Sicht der Patientinnen auswirkt, war bisher nicht genau bekannt.
Kanadische Experten wollten daher eventuelle Unterschiede zwischen den Methoden aus Perspektive der Patientinnen aufdecken. Im Fokus stand vor allem die Lebensqualität, einschließlich dem Sexualleben nach derartigen Eingriffen. Hierfür analysierten die Forscher die Daten von 468 Patientinnen mit Endometriumkarzinom (alle histologischen Subtypen, FIGO-Stadium 1) aus acht gynäkologischen Zentren. Sie wurden mittels Laparotomie (n= 92), Laparoskopie (n=152) oder mit Roboterhilfe (n=224) behandelt. Man nahm ihren Status drei, zwölf und 24 Wochen nach der Therapie in der Klinik auf.
Die Angaben der Frauen über ihre Lebensqualität differierten bei den beiden minimal invasiven Verfahren (Laparoskopie und Robotertechnik) nicht. Beide minimal-invasiven Methoden schnitten in diversen Kriterien günstiger ab als die offene Chirurgie. Kurzfristig zeigten die Parameter Functional Assessment of Cancer Therapy (FACT-G) und EuroQol Five Dimensions (EQ-5D) überlegene Werte; man registrierte auch ein niedrigeres Schmerzniveau und weniger Beeinträchtigung durch Schmerzen. Auch nach längerer Beobachtung blieben die besseren Ergebnisse der minimal invasiven Verfahren erhalten.
Auf die sexuelle Gesundheit schien die Art des Eingriffs keinen Einfluss zu haben; allerdings lag der FSFI-Score (Female Sexual Function Index) im Mittel in der gesamten Kohorte im Bereich von sexueller Dysfunktion. Die Auskünfte der Teilnehmerinnen zu diesem Thema waren zudem insgesamt spärlich. Ein möglicher Grund dafür könnte gewesen sein, dass dieses Thema für ältere Frauen ohne Partner nicht mehr eine hohe Relevanz besitzt. Da es sich hier um eine Beobachtungsstudie handelte, sollte man die Ergebnisse aber mit Vorsicht interpretieren.
Der offene Eingriff kann für einige Frauen immer noch die Methode der Wahl sein. Dabei ist es beruhigend für Ärzte und Patientinnen, dass die Lebensqualität nach sechs Monaten bei allen Therapiearten auf ähnlichem Niveau lag. In der Regel gilt aber ein minimal invasives Verfahren als beste medizinische Praxis. Dies findet in Nordamerika aber offenbar nicht genügend Beachtung. WE
Quelle:

Ferguson SE et al.: Prospective cohort study comparing quality of life and sexual health outcomes between women undergoing robotic, laparoscopic and open surgery for endometrial cancer. Gynecol Oncol 2018; 149: 476-83

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