Eine 16-Jährige wurde mit seit zwei Monaten kontinuierlich bestehenden, linksseitig im unteren Abdomen lokalisierten Schmerzen vorstellig. Es wurde die oftmals übersehene Diagnose chronischer Bauchwandschmerz gestellt. Doch wie kommt man vom Symptom auf die seltene Krankheit?
Aufgrund einer starken Dysmenorrhoe nahm die Patientin seit drei Monaten eine niedrig dosierte Mikropille (Ethinylestradiol und Desogestrel) ein. Die Schmerzen beschrieb die Patientin als gut lokalisierbar in einem kleinen Areal (unter 2 cm) im linken unteren Quadranten. Durch Palpierung konnte ein starker Schmerz am beschriebenen Triggerpunkt ausgelöst werden. Das Carnett-Zeichen war positiv, was den Verdacht auf eine Lokalisation in der Bauchwand anstelle einer viszeralen Ursache erhärtete. Eine Lidocaininjektion (1 %) in den Triggerpunkt brachte nur eine kurzzeitige Besserung und auch weitere Schmerzmittel konnten nicht langfristig helfen. Erst nach zwei Neurektomien war die Patientin schmerzfrei.
Chronischer Bauchwandschmerz tritt vorrangig bei Frauen auf und wird meistens durch erhöhten Abdominaldruck, Ischämie oder Kompression der anterioren Bauchwandnerven hervorgerufen. Eine Assoziation mit oralen Kontrazeptiva wurde bisher nur ein weiteres Mal in der Literatur beschrieben. SB