Pränataldiagnostik

Gyn-Depesche 1/2005

Das Ziel muss klar definiert werden

Mehr als 90% aller fetalen Anomalien und Chromosomenaberrationen kommen bei Müttern ohne bekannte Risikofaktoren vor. Dies spricht für ein möglichst universelles pränatales Screening. Mit der Zunahme der technischen Möglichkeiten wächst aber auch das Problempotenzial.

Fluoreszenz-In-situ-Hybridisierung und quantitative Fluoreszenz-PCR haben die Diagnosezeit für Down-Syndrom und andere Trisomien stark verkürzt. Die Verwendung zirkulierender fetaler Zellen oder DNA im Blut der Mutter macht invasive Testverfahren oft überflüssig. Moderne bildgebende Methoden wie die fetale Kernspintomographie und der dreidimensionale Ultraschall haben entscheidend zur Verbesserung der Diagnosemöglichkeit fetaler Anomalien beigetragen. Präventive Maßnahmen zur Verhinderung von Frühgeburten und verbesserte minimal-invasive Techniken ermöglichen in vielen Fällen eine sichere In-utero-Behandlung. Im Bereich des Managements von Mehrlingsschwangerschaften mit feto-fetalem Transfusionssyndrom haben sich verschiedene Therapien wie Amnionreduktion, Laserkoagulation der Shuntgefäße oder selektive Termination etabliert. Die Präimplantationsdiagnostik ist eine verlässliche, aus ethischer Sicht jedoch sehr umstrittene pränatale Diagnosetechnik. Sie sollte daher nur bei Hochrisiko-Patientinnen (z. B. mit familiären balancierten Translokationen oder Gen-Rearrangements) oder im Falle einer In-vitro-Fertilisation eingesetzt werden. Da es durch die pränatale Diagnose von Fehlbildungen zu schweren Konfliktsituation kommen kann, muss eine umfassende Beratung vor der Untersuchung und eine intensive Betreuung nach der Diagnose gegeben sein. Vor jeder Behandlung müssen eine Risiko-Nutzen-Abschätzung vorgenommen und das Ziel klar definiert werden. (AK)

Quelle: Kumar, S: Recent developments in fetal medicine, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 328 (2004), Seiten: 1002-1006

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