Sacituzumab-Govitecan bei triple-negativem Brustkrebs

Gyn-Depesche

Daten aus der klinischen Routine überzeugen

Ein knapp 60 % geringeres Rückfallrisiko in Verbindung mit einem Überlebensvorteil von fünf Monaten – und das bei stark vorbehandelten Patientinnen mit metastasiertem triple-negativen Mammakarzinom. Die Ergebnisse der Zulassungsstudie ASCENT zum Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Sacituzumab-Govitecan haben auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium 2022 für viel Aufsehen gesorgt. Im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) wurden nun erstmals Daten zur klinischen Erfahrung mit Sacituzumab-Govitecan aus einem deutschen Zentrum vorgestellt.

Inwiefern sich ein Präparat auch abseits der Zulassungsstudien und im klinischen Praxisalltag bewährt, zeigen in der Regel erst die Ergebnisse von Real-World-Analysen. Auf dem Kongress der DGS präsentierte die Onkologin Dr. Laura Michel Daten vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg zu dem neu zugelassenen ADC Sacituzumab-Govitecan. In die Studie eingeschlossen waren 25 Patientinnen mit metastasiertem, triple-negativen Mammakarzinom (TNBC), die im Schnitt vier Vortherapien erhalten hatten. Bei 88 % lagen Viszeralmetastasen vor.
Nach durchschnittlich 6,4 Zyklen Sacituzumab-Govitecan zeigte sich eine Krankheitskontrollrate von 64 %. „Obwohl es sich um ein kleines Patientenkollektiv handelte, sind die Ergebnisse bemerkenswert, da die Frauen stärker vortherapiert waren als in der ASCENT-Studie“, erklärte Michel. In der Zulassungsstudie hatte die Krankheitskontrollrate mit 40 % deutlich niedriger gelegen. Beim medianen progessionsfreien Überleben zeigte sich mit 5,1 Monaten kein relevanter Unterschied zu den ASCENT-Daten.

Therapieassoziierte Nebenwirkungen und ihr Management

Hinsichtlich der Nebenwirkungen waren die hämatologischen sowie gastrointes­tinalen Toxizitäten am ausgeprägtesten. Dabei traten schwere und lebensbedrohliche Nebenwirkungen wesentlich seltener auf als in der Zulassungsstudie. Michel führte dies auf die primäre Gabe von Granulozyten-Kolonie stimulierenden Faktoren (G-CSF) zur Prophylaxe der Neutropenie zurück. Die Fachinformation stellt den initialen G-CSF-Support allerdings frei.
Zuletzt machte Michel auf das gehäufte Auftreten von Diarrhoen unter Sacituzumab-Govitecan aufmerksam. Im Gegensatz zu den klassischen Chemotherapie-induzierten Durchfällen treten diese akut auf, das heißt bereits während oder kurz nach der Infusion („cholinerges Syndrom“). Die Therapie erfolgt mit Atropin. Verzögerte Diarrhoen werden wie gewohnt mit Loperamid behandelt. RG

Kommentar
Sacituzumab-Govitecan richtet sich gegen den Rezeptor Trop-2, der auf etwa 80 % aller soliden Tumore exprimiert wird. Im Gegensatz zu anderen zugelassen ADC, die hauptsächlich bei spezifischer Expression wirken (z. B. Trastuzumab-Emtansin bei HER2-Positivität), ist die Effektivität von Sacituzumab-Govitecan unabhängig vom Subtyp und daher geeignet zur Therapie des TNBC.
Quelle: SYMPOSIUM: „Antibody-Drug-Conjugates bei fortgeschrittenem Mammakarzinom“, 30.6.2022 im Rahmen des DGS-Kongresses, Veranstalter: Gilead Sciences; Sacituzumab Govitecan: Trodelvy®
ICD-Codes: C50.9
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