Inwiefern sich ein Präparat auch abseits der Zulassungsstudien und im klinischen Praxisalltag bewährt, zeigen in der Regel erst die Ergebnisse von Real-World-Analysen. Auf dem Kongress der DGS präsentierte die Onkologin Dr. Laura Michel Daten vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg zu dem neu zugelassenen ADC Sacituzumab-Govitecan. In die Studie eingeschlossen waren 25 Patientinnen mit metastasiertem, triple-negativen Mammakarzinom (TNBC), die im Schnitt vier Vortherapien erhalten hatten. Bei 88 % lagen Viszeralmetastasen vor.
Nach durchschnittlich 6,4 Zyklen Sacituzumab-Govitecan zeigte sich eine Krankheitskontrollrate von 64 %. „Obwohl es sich um ein kleines Patientenkollektiv handelte, sind die Ergebnisse bemerkenswert, da die Frauen stärker vortherapiert waren als in der ASCENT-Studie“, erklärte Michel. In der Zulassungsstudie hatte die Krankheitskontrollrate mit 40 % deutlich niedriger gelegen. Beim medianen progessionsfreien Überleben zeigte sich mit 5,1 Monaten kein relevanter Unterschied zu den ASCENT-Daten.
Therapieassoziierte Nebenwirkungen und ihr Management
Hinsichtlich der Nebenwirkungen waren die hämatologischen sowie gastrointestinalen Toxizitäten am ausgeprägtesten. Dabei traten schwere und lebensbedrohliche Nebenwirkungen wesentlich seltener auf als in der Zulassungsstudie. Michel führte dies auf die primäre Gabe von Granulozyten-Kolonie stimulierenden Faktoren (G-CSF) zur Prophylaxe der Neutropenie zurück. Die Fachinformation stellt den initialen G-CSF-Support allerdings frei.
Zuletzt machte Michel auf das gehäufte Auftreten von Diarrhoen unter Sacituzumab-Govitecan aufmerksam. Im Gegensatz zu den klassischen Chemotherapie-induzierten Durchfällen treten diese akut auf, das heißt bereits während oder kurz nach der Infusion („cholinerges Syndrom“). Die Therapie erfolgt mit Atropin. Verzögerte Diarrhoen werden wie gewohnt mit Loperamid behandelt. RG