„Von Walen und Menschen" oder „Ein Menopausenerklärungsversuch"

Gyn-Depesche 5/2017

Der Fortpflanzungskonflikt der Killerwale

In die Menopause kommen außer den Menschen nur zwei weitere Spezies: Orcas und Kurzflossen-Grindwale. Aber welchen biologischen Sinn ergibt es, dass die reproduktive Phase der weiblichen Individuen lange vor dem Ablauf ihrer Lebenserwartung endet? Walforscher kamen der Klärung des Rätsels näher.

Seit 1972 beobachten britische Forscher zwei Walpopulationen an der Westküste Kanadas und der USA. Frühere Arbeiten zeigten bereits, dass ältere, post-reproduktive Weibchen die Überlebenschancen ihrer Nachkommen erhöhen, indem sie beispielsweise ihr Wissen über Lachsfanggebiete weitergaben. Jetzt fanden die Walbeobachter heraus, dass das Sterberisiko des Kalbs eines älteren Weibchens um 70% steigt, wenn die Mutter und eine adulte Tochter gleichzeitig Nachwuchs haben. Der Grund eines solchen reproduktiven Konflikts könnte beispielsweise Futterknappheit sein. Würden ältere Orca-Weibchen mehr Energie in die Fortpflanzung stecken, ginge das auf Kosten der Nahrungsversorgung anderer Gruppenmitglieder. Weil zudem der Verwandtschaftsgrad innerhalb der Population mit zunehmendem Alter der Walkühe steigt, ist es sinnvoll, dass sie stattdessen mehr in das Überleben der gesamten Gruppe investieren. Offensichtlich bringt also die Menopause – bei Killerwalen wie bei Menschen – durch die längere post-reproduktive Lebenszeit einen Nettogewinn für die Population, obwohl die weiblichen Individuen dann nicht mehr zur Fortpflanzung beitragen. CW

Quelle:

Croft DP et al.: Reproductive conflict and the evolution of menopause in killer whales. Curr Biol 2017; 27: 298-304

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