Vasomotorische Symptome, KHK, Mamma-CA

Gyn-Depesche 6/2020

Der positive Einfluss von sojareicher Ernährung

Epidemiologische Studien sprechen für eine geringere Inzidenz von kardiovaskulären Erkrankungen, bestimmten Tumorentitäten und menopausalen Symptomen in Japan. Mit dafür verantwortlich gemacht wird der hohe Konsum von Sojaprodukten. Valide Langzeitdaten sind jedoch rar.
Sojabohnen sind reich an den Isoflavonen, deren chemische Struktur Östrogen ähnelt und die an die gleichen Rezeptoren binden. Darüber hinaus scheinen Soja-Isoflavone auch eine antiproliferative, antientzündliche, antiangiogenetische und antioxidative Wirkung zu besitzen. Japaner verzehren im Schnitt etwa 75 g Sojaprodukte oder 18 mg Soja-Isoflavone pro Tag. Im Vergleich dazu kommen Europäer nur auf rund 1 mg Soja-Isoflavone täglich. In der Takayama-Kohorte, in der rund 30.000 prämenopausale Japanerinnen sechs Jahre nachverfolgt wurden, verringerte sich das Risiko für Hitzewallungen im Terzil mit der höchsten Aufnahme von Soja-Isoflavonen um 58 % gegenüber der Gruppe mit der niedrigsten Aufnahme. Für kardiovaskuläre Erkrankungen und KHK ergab sich in einer Metaanalyse von zehn Kohortenstudien, darunter drei japanische, ein um jeweils 17 % geringeres Risiko bei einem hohen Konsum von Sojaprodukten. In der gleichen Größenordnung reduzierte sich in einer weiteren Metaanalyse das Risiko für Typ-2-Diabetes. Auch auf das Brustkrebsrisiko scheint sich diese günstig auszuwirken – offenbar aber vor allem bei Asiatinnen. Die zum Teil widersprüchlichen Ergebnisse einzelner Studien legen nahe, dass der protektive Effekt einer sojareichen Ernährung unter anderem vom Salzgehalt und einer eventuellen Fermentation der verzehrten Produkte abhängt. Zumindest für das Mammakarzinomrisiko spielt wohl auch der Sojakonsum in der Kindheit und Jugend eine Rolle. Ob es für erwachsene Europäerinnen einen medizinischen Vorteil bringt, so viel Soja zu essen wie Japanerinnen, erscheint daher zweifelhaft. CW
Quelle: Nagata C: Soy intake and chronic disease risk: findings from prospective cohort studies in Japan. Eur J Clin Nutr 2020; doi: 10.1038/s41430-020-00744-x

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