ADHS-Screening bei Eltern

Gyn-Depesche 2/2017

Deutlich mehr Väter als Mütter sind selbst von ADHS betroffen

Ob die Eltern von Kindern mit ADHS selbst unter dieser Erkrankung leiden, kann u. a. die Therapieaussichten maßgeblich beeinflussen. In einem Kollektiv von Müttern und Vätern betroffener Kinder untersuchten deutsche Forscher nun Prävalenz und Schwere eines elterlichen ADHS. Es waren erstaunlich viele Elternteile betroffen – Väter deutlich häufiger als Mütter.

Kommentar

Angesichts der hohen Prävalenz von fast 40% sollte bei der Behandlung von ADHS-kranken Kindern stets nach elterlichem ADHS gesucht und dieses – wenn schon nicht selbst psychiatrisch behandelt – in der Therapiegestaltung berücksichtigt werden. Frühere Studien haben gezeigt, dass der Erfolg multimodaler Therapien durch die Einbeziehung der Eltern positiv beeinflusst wird.

Redaktion Gyn-Depesche

79 Kinder und Jugendliche im Alter von durchschnittlich 11,12 (±2,59) Jahren (63 Jungen, 16 Mädchen) mit einer durch einen erfahrenen Psychotherapeuten gestellten ADHSDiagnose wurden eingeschlossen. 58 Kinder wiesen einen gemischten ADHS-Typ und 21 eine ADHS vom Unaufmerksamkeits-dominierten Typ auf. Anhand der Wender Utah Rating Scale (WURS-K) hatte etwa ein Viertel der Mütter (27,3%), aber knapp die Hälfte der Väter (49,1%) im Alter zwischen acht und zehn Jahren selbst an einer relevanten ADHS-Symptomatik gelitten. Auch in den aktuellen ADHSSymptomen nach einer Selbstbeurteilungsskala (ADHS-SB) waren die Väter (43,1%) häufiger betroffen als die Mütter (33,8%). Insgesamt litten 36,4% der Elternteile früher selbst unter ADHS, und 37,5% zeigten eine aktuelle ADHS-Symptomatik. Dabei litt rund die Hälfte der Eltern (46 Mütter: 61%; 23 Väter: 46,9%) unter einer nur gering ausgeprägten ADHS (0 bis 7 Symptome nach ADHS-SB). Eine mittelschwere Symptomatik (8 bis 15 Symptome) wiesen 37,7% bzw. 46,9% auf. NW

Quelle:

Starck M et al.: Occurrence of ADHD in parents of ADHD children in a clinical sample. Neuropsychiatr Dis Treat 2016; 12: 581-8

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