MODY in der Schwangerschaft oft fehldiagnostiziert

Gyn-Depesche 1/2016

Diabetestyp beeinflusst fetale Prognose

Zertifizierte Fortbildung

MODY-Diabetes (Maturity Onset Diabetes of the Young) manifestiert sich oft erst in der Schwangerschaft und wird dann als Gestationsdiabetes fehlinterpretiert. Der klinische Verlauf und das Management sind vom Genotyp von Mutter und Kind sowie von der hyperglykämischen Varianz abhängig.

MODY gehört zu den monogen erblichen Diabetestypen. Die inzwischen 13 bekannten MODY-Varianten beruhen auf autosomal-dominant vererbten Mutationen in verschiedenen Genen des Glucosestoffwechsels. Anders als bei Typ-1-Diabetes sind bei MODY keine spezifischen Autoantikörper nachweisbar – aber meist deutliche messbare C-Peptid-Spiegel, die auf eine erhaltene Betazellfunktion hinweisen. Eine Ketoazidose liegt in der Regel nicht vor. Klinisch unterscheiden sich MODY-Mutationsträger vom „typischen“ Diabetiker durch ein meist schlankes Erscheinungsbild ohne Zeichen eines metabolischen Syndroms.

Die häufigsten MODY-Formen werden durch Mutationen des Gens für den hepatonukleären Faktor 1A (HNF1A) oder das Enzym Glukokinase (GCK) verursacht. GCK-MODY, auch als MODY2 bekannt, führt zu einem deutlich erhöhten Nüchtern-Glucosespiegel, aber annähernd normalen postprandialen Werten. Offensichtlich verändert der Defekt der GCK den körpereigenen Sollwert für die Nüchternglucose. Außerhalb der Schwangerschaft bleibt die Hyperglykämie meist stabil; diabetesspezifische Folgeerkrankungen sind selten. MODY3, der HNF1AMODY, zeigt dagegen einen progredienten Verlauf mit mikro- und makrovaskulären Komplikationen wie beim Typ-1-Diabetes.

Fehldiagnose Gestationsdiabetes

Häufig wird MODY erst in der Schwangerschaft demaskiert und als Gestationsdiabetes fehlinterpretiert. Angaben zur Prävalenz schwanken zwischen 0,1 bis 6% aller Fälle von Gestationsdiabetes. Prospektive Studien zum Management von MODY-Schwangerschaften sind wegen des relativ seltenen Auftretens nur schwer durchführbar. Die klinische Erfahrung wird zudem limitiert durch die Tatsache, dass die Mehrzahl der MODY-Fälle während der Schwangerschaft undiagnostiziert bleibt.
Theoretisch erhöht die Hyperglykämie insbesondere im ersten Trimenon das Risiko für eine intrauterine Wachstumsbeschleunigung, Makrosomie und Fehlgeburt. Für die fetale Prognose scheint die Genetik aber mindestens ebenso entscheidend zu sein wie die Blutzuckerkontrolle. Eine Studie zeigte: Liegt bei MODY2 bei Mutter und Kind eine GCK-Defizienz vor, wiegt das Baby bei der Geburt im Durchschnitt 540 Gramm weniger. Hat es die Mutation dagegen nicht geerbt und ist in utero der unbehandelten Hyperglykämie ausgesetzt, steigt das Geburtsgewicht um bis zu 600 Gramm. Die Frage, ob eine frühe Insulintherapie in der Schwangerschaft eher nutzt oder schadet, konnte bisher noch nicht beantwortet werden.
In einer Diabetesklinik in Dublin wurden im Rahmen eines Screeningprogramms zwölf Frauen mit MODY2 und 25 Frauen mit MODY3 identifiziert. Von 89 der insgesamt 132 Schwangerschaften dieser Patientinnen lagen analysierbare Daten über die Blutzuckerkontrolle und das Schwangerschaftsoutcome vor. Nur in sieben Fällen war die MODY-Mutation vor der Schwangerschaft bekannt – bei der Mehrzahl der Frauen wurde folglich ein Gestationsdiabetes diagnostiziert. Dessen Therapie umfasst in Irland standardmäßig die Gabe von Insulin, sofern diätetische Maßnahmen keinen Erfolg zeigen. Die Frauen werden angewiesen, ihren Blutzuckerspiegel vor und nach jeder Mahlzeit sowie zur Schlafenszeit zu kontrollieren und bis zu viermal täglich vor dem Essen Insulin zu spritzen. Zielwerte sind ein Blutglucosespiegel von unter 90 mg/dl nüchtern und 126 mg/dl eine Stunde postprandial. Dies galt auch für die diagnostizierten MODY-Fälle. Von 15 Studienteilnehmerinnen wurden die Aufzeichnungen der heimischen Blutzuckermessungen in jeweils einer Woche pro Trimenon ausgewertet.

Das Geburtsgewicht lag mit im Schnitt 3900 Gramm bei MODY2-Schwangerschaften zwar etwas höher als bei MODY3-Schwangerschaften (3600 g); der Unterschied erwies sich jedoch nicht als signifikant. In der MODY2-Gruppe endeten 33% der Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt, während die Rate in der MODY3- Gruppe mit 14% im Bereich derer in der irischen Normalbevölkerung (15%) lag. Zudem traten die Fehlgeburten bei MODY2 im Schnitt in einem früheren Gestationsalter auf (SSW 7,5 versus 12). Auch Makrosomien wurden bei MODY2 häufiger beobachtet.

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x