Diskussion um Mindestmengen

Gyn-Depesche 2/2017

Die Entbindungszahl ist es nicht allein

Inwieweit die Anzahl der jährlich in einer Klinik durchgeführten Geburten das Outcome beeinflusst, wird immer wieder diskutiert. Nun lieferte eine US-Studie eine Überraschung, denn mit steigender Geburtenzahl sanken nicht automatisch auch die Komplikationen. Im Gegenteil!

In der Studie wurden über 50 Mio. Geburten zwischen 1998 und 2010 US-landesweit analysiert. Man definierte zwei Ergebnisvariablen: 1. schwere Morbidität, zusammengesetzt aus 15 Diagnosen wie z. B. akute Herzinsuffizienz, Nierenversagen, DIC oder Embolie; 2. erfolgloser Rettungsversuch, bei dem bei schwerer Morbidität der peripartale Tod der Schwangeren nicht verhindert werden konnte. Die schwere Morbidität nahm insgesamt während der ausgewerteten Jahre zu. Die aussagekräftigste Auswertung, nämlich jene, die nach Cofaktoren adjustiert berechnet wurde (vor allem maternale Komorbidität), fand ein überraschendes Ergebnis: Am niedrigsten waren sowohl die schwere Morbidität als auch die Mortalität in Kliniken mit einem mittleren Entbindungsvolumen von 1250 bis 1500 pro Jahr. Sowohl in kleineren als auch größeren Häusern stiegen die jeweiligen Risiken (im Vergleich zu einem 1000-Geburten-Haus) an. Das Mortalitätsrisiko war bei einer Entbindungszahl von 50 pro Jahr verdoppelt, und in Häusern mit 2250 Geburten pro Jahr um 14% erhöht. Für schwere Morbidität lag das Risiko bei 50 Geburten pro Jahr bei +40% und bei +34% bei 2500 Geburten pro Jahr. Die Autoren räumen aber ein, dass der Einfluss der Geburtenzahlen insgesamt eher gering war. Viel relevanter könnten andere Faktoren sein, nämlich die Oberarzt-/Facharztverfügbarkeit, die Arbeitskultur bei Pflege und Ärzteschaft, sowie effektive Sicherheitsprotokolle und -workflows. CB

Quelle:

Friedman AM et al.: Hospital delivery volume, severe ... Am J Obstet Gynecol 2016; 215: 795.e1-14

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