An einer Spezialabteilung für Frauengesundheit befragte man 1.649 sexuell aktive Patientinnen zwischen 20 und 85 Jahren über ihren Alkoholkonsum. Bei 40 % offenbarte ein Kurztest (Alcohol Use Disorders Identification Test, AUDIT-C) ein potenziell riskantes Trinkverhalten. 56,8 % der Befragten erfüllten die Kriterien einer sexuellen Dysfunktion, die sich anhand der Gesamtpunktwerte im Female Sexual Function Index (FSFI) und in der FSDS-Skala (Female Sexual Distress Scale) ergaben.
Frauen mit einem problematischen Alkoholkonsum erzielten im FSFI im Schnitt signifikant höhere Werte. Die Assoziation blieb auch dann erhalten, wenn ebenfalls abgefragte Störfaktoren wie Depressionen, Angststörungen oder Missbrauchserfahrungen berücksichtigt wurden. Bezog man allerdings den Leidensdruck durch die Symptome mit in die Analyse ein, verschwand die Signifikanz der Assoziation.
Das heißt: Obwohl Frauen, die mehr Alkohol tranken, weniger sexuelle Probleme hatten, sank deshalb nicht ihr Risiko für eine Dysfunktion. Offenbar kann der Alkohol zwar einige Sexualfunktionen verbessern – die psychische Belastung, die ein wichtiges Kriterium für eine sexuelle Dysfunktion ist, senkt er aber nicht. CW