Praxistipp

Gyn-Depesche 5/2020

Die Pille beeinflusst die Gehirnentwicklung

Kanadische Forscher untersuchten, wie sich die frühe Einnahme von oralen Kontrazeptiva auf die Gehirnstruktur und -funktion von jungen Frauen auswirkt.
An der Universität von Ottawa verglich man MRTs von 75 Probandinnen zwischen 18 und 26 Jahren. Zwölf Frauen hatten innerhalb von sechs Monaten nach der Menarche mit einer oralen Kontrazeption begonnen, 15 erst nach dem 18. Lebensjahr und 48 noch nie hormonell verhütet.
In mehreren Regionen wiesen Pillenanwenderinnen weniger graue Substanz, aber mehr weiße Substanz auf. Im Vergleich zu Probandinnen mit einem Pillenstart im Erwachsenenalter ließ sich bei diejenigen, die schon in der Pubertät begonnen hatten, im funktionellen MRT eine höhere Gehirnaktivität bei Arbeitsgedächtnis-Tests nachweisen. Unter Sozialstress-Bedingungen offenbarten sich weitere Unterschiede: Bei Frauen mit einem frühen Pillenstart stieg die Cortisolkonzentration im Speichel weniger stark an und sank schneller wieder ab. Der Anteil der Non-Responder lag bei ihnen bei 81 %, bei ihren Altersgenossinnen mit einer kürzeren hormonellen Verhütungsphase nur bei 47 %. Nach Meinung der Studienautoren könnte diese abgeschwächte Stressantwort ein Risikofaktor für eine Depression sein. CW
Quelle: Sharma R et al.: Use of the birth control pill affects stress reactivity and brain structure and function. Hormones and Behavior 2020; doi: 10.1016/j.yhbeh. 2020.104783

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